Frau Kapitänleutnant gibt den Takt vor: Inga Hilsberg ist erste Frau an der Spitze des Marinemusikkorps Kiel

Ein besonderer Tag für zwei Dirigenten. Für Fregattenkapitän Friedrich Szepansky endet nach über vier Dekaden als Musiker und Dirigent bei der Bundeswehr seine Karriere. Für Kapitänleutnant Inga Hilsberg geht sie so richtig los.

Die Dirigentin ist die erste Frau, die die Leitung des Marinemusikkorps Kiel übernimmt und erhielt heute von Oberst Christoph Lieder, dem Leiter des Militärmusikdienstes der Bundeswehr, das Kommando. Es war eine musikalische Übergabe im Marinestützpunkt Kiel, der zahlreiche hochkarätige Gäste beiwohnten. Die Darbietungen genossen unter anderem Flottillenadmiral Jens Nemeyer, der Kommandeur der Marineschule Kiel und Flottillenadmiral Henning Faltin, der Kommandeur der Einsatzflottille 1. Mit Brigadegeneral Thomas Hambach, dem Kommandeur des Landeskommando Bayern war sogar der bundesrepublikanische Süden vertreten. Aber auch Musikbegeisterte aus der zivilen Welt ließen sich diese besondere Kommandoübergabe nicht entgehen. Neben Angelika Volquartz, der ehemaligen Oberbürgermeisterin von Kiel, war mit Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen auch das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern unter den Gästen.

Wer ist „die Neue“?
Sie fährt Motorrad und kocht gerne - zumindest wenn man Oberst Lieder glauben darf, der Hilsberg in einer launigen und wertschätzenden Rede vorstellte. Inga Hilsberg ist noch nicht lange bei der Bundeswehr, aber eine Dirigentin mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung. Seit zehn Monaten bringt sie ihr Können für die Militärmusik der Bundeswehr ein. Sie kommt vom Musikkorps in Veitshöchheim, wo sie 2. Musikoffizier war, in die schleswig-holsteinische Hauptstadt. Ihr Lebenslauf ist vielfältig, ebenso wie die Militärmusik, der sie sich nun verschrieben hat. Sie war Chefdirigentin der Kölner Symphoniker, Kapellmeisterin an verschiedenen Theatern und hat sich außerdem als Musicalexpertin einen Namen gemacht. Auf die Frage, was für das Musikkorps und sie nun ansteht, ist Hilsberg kaum zu stoppen. Man merkt, sie freut sich auf die neuen Aufgaben. „Am 15. März soll unser erstes Konzert stattfinden, so wir es denn spielen dürfen. Dann haben wir ganz viele Truppenzeremonielle; großes Highlight ist, wenn die Gorch Fock zurückkommt. Und dann stehen Wohltätigkeitskonzerte an und die Kieler Woche.“ Auch der Vorstand Marine im Deutschen BundeswehrVerband begrüßt den Zugewinn für die Marine. „Wir freuen uns für das Marinemusikkorps Kiel. Denn mit Frau Kapitänleutnant Inga Hilsberg konnte eine erfahrende Dirigentin gewonnen werden. Viel Erfolg und Spaß bei der neuen Aufgabe,“ gibt Fregattenkapitän Marco Thiele ihr mit auf den Weg.

Nun ist Inga Hilsberg nicht die erste Leiterin eines Militärmusikkorps. Das Heeresmusikkorps in Koblenz wird von Oberstleutnant Alexandra Schutz-Knospe geführt. Aber Hilsberg ist die erste Frau mit Taktstock vor einem Marinemusikkorps. Trotzdem ist sie die Sonderrolle gewöhnt: „Seitdem ich studiert habe, waren wir schon immer die Exoten. Von daher bin ich das gewohnt.“ Absoluten Vorrang hat bei Hilsberg ohnehin die Vorfreude auf die nächsten Monate und Jahre. Und dazu gehören auch die internationalen Auftritte mit dem Musikkorps. „Ich hoffe, dass solche Reisen bald wieder möglich sein werden. Denn wenn man im Ausland ist, ist Musik einfach die verbindende Sprache“, so Inga Hilsberg.

Übergabe nach 14 Jahren
Abschied nehmen mussten die über 50 Musikerinnen und Musiker von ihrem, nun ehemaligen, Leiter. In einer persönlichen und den Namen Laudatio verdienenden Rede verabschiedete Oberst Lieder schließlich Fregattenkapitän Friedrich Szepansky. Der trat noch ein letztes Mal mit „seinem“ Orchester auf. Ob es Höhepunkte in seiner Karriere gäbe, an die er sich gut erinnere? „Das Highlight ist für einen Musiker immer das letzte Konzert.“ Nicht das letzte Konzert, aber das letzte musikalische Wort hatte dann Kapitänleutnant Inga Hilsberg. Mit dem Schleswig-Holstein Lied und der Nationalhymne beendete die neue Leiterin den Übergabeappell.