„Es macht wahnsinnigen Spaß, mit Menschen etwas für Menschen zu bewirken"
Wolfgang Scholz aus Koblenz hat gleich mehrere Ehrenämter inne. Für den Oberstabsfeldwebel a.D. ist das aber keine Belastung. Ihm ist deutlich anzumerken, wie viel positive Energie er selbst aus seinem Engagement zieht.
Eigentlich hatte Wolfgang Scholz für den 11. November 2024 eine ganz besondere Idee: Punkt 11.11 Uhr wollte er Blut spenden – es wäre sein 111. Mal gewesen. Dass es doch nicht geklappt hat, lag schlicht an seiner Motivation. „Zwischen den einzelnen Blutspenden müssen mindestens 56 Tage liegen. Hätte ich am 11. November gespendet, hätte ich laut den gesetzlichen Vorgaben im Dezember nicht gekonnt. Für mich ist es aber sehr wichtig, zum Blutspenden zu gehen, wann immer es geht“, sagt der Oberstabsfeldwebel a.D.. So habe er lieber auf ein tolles Datum verzichtet und die 111. Spende bereits früher geleistet.
Zum allerersten Mal ging es für den Koblenzer 1985 während der Grundausbildung in Hammelburg zur Blutspende. Damals zum Blutspendedienst der Bundeswehr zu gehen, war für ihn noch keine Tat aus Überzeugung. Damals hätten einfach alle mitgemacht. Dann folgten viele Jahre der Pause, „ich kann gar nicht sagen, wie viele“, blickt Scholz zurück. Als er jedoch in Bad Neuenahr im Materialamt des Heeres als Kompaniefeldwebel Blutspendetermine in der Liegenschaft mit organisierte, fing er wieder an, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.
„Mit meiner Blutspende kann ich helfen und sogar Leben retten“
Bis heute hält seine Motivation an: „Für mich ist es einfach wichtig, dass ich mit meiner Blutspende anderen Menschen helfen und sogar Leben retten kann. Das steht im Vordergrund“, sagt der 59-Jährige, der weiß, dass auch er selbst vielleicht einmal auf eine Blutspende angewiesen sein könnte.
Wolfgang Scholz spendet nicht nur über das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Blut, er engagiert sich dort auch ehrenamtlich. Beim DRK-Kreisverband arbeitet er seit gut vier Jahren als Blutspendebeauftragter. Dass sein freiwilliger Dienst nur drei Monate nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei der Bundeswehr begonnen hat, ist für ihn reiner Zufall. „Ich hatte mir für den Ruhestand eigentlich nichts Großes ausgemalt, ich wollte schauen, was auf mich zukommt“, erzählt er. Und auf ihn zu kam schlicht ein Suchaufruf des DRK nach Helfern. „Und da habe ich mir gedacht: Du gehst doch sowieso spenden, dann kannst du auch gleich mithelfen.“
Ein anderes Ehrenamt endete hingegen für den Oberstabsfeldwebel kurz vor dem Ruhestand. Nach 14 Jahren als Geschäftsführer und Trainer bei Meddy‘s Lauf- und Walking-Treff in Koblenz. Nach der langen Zeit sei für ihn der Moment gekommen, beim Lauftreff etwas kürzer zu treten und andere „ans Ruder“ zu lassen – und sich eine neue, fordernde und gleichzeitig erfüllende Aufgabe zu suchen. „Und die habe ich beim DRK definitiv gefunden.“
Zeitaufwand gern in Kauf genommen
„Ich bin mit verantwortlich für die Organisation der Blutspendetermine in Koblenz und vor allem auch den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer.“ Keine leichte Aufgabe: Jährlich finden bis zu 100 Blutspendetermine in der Stadt statt. Als quasi verlängerter Arm hilft Wolfgang Scholz dem hauptamtlichen DRK-Referenten, wann immer es geht. „Das passt zwischen uns einfach, mehrfach die Woche telefonieren wir und stimmen uns ab.“ Auch wenn der pensionierte Soldat nicht bei jedem Termin dabei sein kann, läppert sich sein Zeitaufwand dann doch. Durchschnittlich bestimmt zehn Stunden investiere er wöchentlich für das DRK, schätzt er. Allein im vergangenen Jahr sei er bei mehr als 40 Terminen dabei gewesen. Das sei jedoch keine Last, sondern vielmehr große Freude: „Aber es macht eben auch einen wahnsinnigen Spaß, mit Menschen etwas für Menschen zu bewirken.“
Nicht nur Spaß, sondern auch innere Zufriedenheit findet Wolfgang Scholz, seit September 1987 Verbandsmitglied und eine Zeit lang im Personalrat des Heeresführungskommandos aktiv, zudem in einem weiteren Ehrenamt: Er sorgt mit dafür, dass in seiner Region jeder und jede den richtigen Weg auf dem Jakobsweg findet – wobei Jakobsweg nicht ganz korrekt ist, Jakobswege wäre richtiger. Allein in Deutschland besteht das Wegenetz aus über 30 Teilstrecken. „Koblenz ist einer der Knotenpunkte. Mit unserer Regionalgruppe von der Jakobusgesellschaft Rheinland-Pfalz/Saarland sind wir für zwei Wege, von Wetzlar nach Koblenz sowie von Köln nach Bingen, verantwortlich. Als Wegeverantwortlicher sorge ich dafür, dass wir regelmäßig Kontrollen durchführen und die Wege beschildern.“
„Es erdet mich und schärft die Sinne“
Nicht nur auf den Teilstrecken des Jakobswegs, sondern auch auf anderen Wegen ist Wolfgang Scholz seit Jahren regelmäßig unterwegs. „Das mache ich seit einiger Zeit mit einem Kameraden, wie ich Oberstabsfeldwebel a.D., den ich 2009 bei einer Pilgerrüstzeit vom Militärpfarramt Mainz kennengelernt habe.“ Wenn er an seine Wanderungen denkt, gerät er geradezu ins Schwärmen: „Es erdet mich, holt mich auf den Boden zurück, es schärft die Sinne, man kann sich mit sich selbst und der Natur beschäftigen.“ Im Laufe der Zeit sei für ihn aus Wandern spirituelles Pilgern geworden.
Als wenn das alles an ehrenamtlicher Arbeit nicht schon genug wäre, engagiert sich Oberstabsfeldwebel a.D. Wolfgang Scholz auch noch in Sachen Fußball. Angefangen hat es 2002 als Begleiter des Sohns, daraus wurde ein Begleiter der Mannschaft. Mittlerweile ist er im Vorstand der Abteilung Fußball des VfR Eintracht Koblenz aktiv, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. „Damit bin ich aber eher so ein kleines Licht im Verein“, wehrt er bescheiden ab. Dabei ist er nicht nur für Beiträge in der Vereinszeitung, die Pressearbeit und den Internetauftritt zuständig, zusätzlich obliegen ihm das Passwesen Junioren und das Meldewesen Sportversicherung.
Portale können weiterhelfen
Allen, die sich selbst auch ehrenamtlich engagieren möchten, aber nicht genau wissen, wie sie das Ganze angehen sollen, rät Scholz: „Es gibt in vielen Städten Ehrenamtsportale, über die ganz konkrete Möglichkeiten angeboten werden, wie und wo man sich vor Ort engagieren kann, wo Leute gesucht werden.“ Ob man sich für den Beginn etwas Vertrautes suchen oder eher Neuem aufgeschlossen sein sollte, hänge dabei eher vom individuellen Charakter ab. „Es ist aber sicher etwas Großartiges, mal etwas komplett Neues zu machen. Gerade für uns als Soldaten, die ja auch immer in neue Verwendungen kommen, ist das vertraut.“ Und auf jeden Fall lohne es, sich bereits während der Dienstzeit Gedanken zu machen, wie man den Ruhestand verbringen möchte. Denn dann falle der geregelte (Dienst-)Alltag des Soldaten weg, eine erfüllende Aufgabe kann im neuen Lebensabschnitt Struktur und Erfüllung bringen. „Schon allein das Gefühl, gebraucht zu werden, diese Bestätigung ist mir persönlich ganz wichtig.“