Panzergrenadiere absolvieren die Spezialgrundausbildung auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. Foto: Bundeswehr/Frank Scholz

15.07.2023
Autorenteam Kommando Heer

Es geht um die Überlebensfähigkeit auf dem Gefechtsfeld

In der Grundausbildung werden im Heer derzeit neue Wege ausprobiert. Es wird untersucht, ob eine sechsmonatige Basisausbildung im Stammtruppenteil eine Alternative zur bisherigen Grund- und Spezialgrundausbildung sein könnte.

Das Heer richtet seine Ausbildung konsequent auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) aus. Hierzu gehört, alle Soldatinnen und Soldaten des Heeres – unabhängig vom späteren Dienstposten – mit einer soliden Basisbefähigung auszustatten, um auf dem Gefechtsfeld der Landstreitkräfte überleben und in Sicherungsaufgaben eingesetzt werden zu können. Die aktuelle Grundausbildung (GA) kann diesen Anforderungen allein nicht gerecht werden, da wesentliche Bausteine erst in der Spezialgrundausbildung (SGA) erfolgen – sei es die erweiterte Gewehrausbildung, die Ausbildung an weiteren Hand- und Panzerabwehrhandwaffen oder der Gefechtsdienst bis hin zum Gruppengefechtsschießen. Diese Individualausbildung wird derzeit nicht durch die GA-Einheiten geleistet, sondern durch Einsatzkompanien der Verbände. Der Auftrag SGA bindet im Schnitt durchgehend eine Einheit pro Verband.

Ausbildungsstand stagniert

Die hohe Diensteintrittsfrequenz lässt eine unmittelbar an die GA anschließende SGA nicht regelmäßig zu, so dass Wartezeiten entstehen. Für kurzdienende FWDL führt dies regelmäßig dazu, dass eine aufeinander aufbauende Ausbildung nach der GA bis zum Dienstzeitende gar nicht erfolgt. Abhängig vom Stammtruppenteil erfolgt die SGA für viele länger dienende Soldatinnen und Soldaten auch gar nicht. Zwar werden diese für ihren Dienstposten ausgebildet, der allgemeinmilitärische Ausbildungsstand bleibt jedoch auf der Ebene der GA stehen.

Im Jahr 2022 haben rund ein Drittel der neu eingestellten Soldatinnen und Soldaten im Heer innerhalb der ersten sechs Monate von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch gemacht. Der Anteil der Widerrufe nach den ersten drei Monaten – also dem Übergang von der GA zum Stammtruppenteil – ist dabei sichtbar gestiegen.

Sechsmonatige, qualitativ angepasste Ausbildung in den Verbänden

Hier setzt die aktuelle Untersuchung des Heeres zur Einführung einer sechsmonatigen Basisausbildung in den Verbänden anstelle von GA und SGA an. Künftig sollen Rekrutinnen und Rekruten des Heeres grundsätzlich in ihren Stammverbänden eingestellt werden und dort zunächst eine sechsmonatige, bruchfreie, qualitativ angepasste Ausbildung erfahren, die zum Überleben auf dem Gefechtsfeld und zum Einsatz in allgemeinen Sicherungsaufgaben in der LV/BV befähigt. Sie sollen dabei von Feldwebeln des Verbandes sowie verfügbarem Führernachwuchs ausgebildet werden, der gleichzeitig die in den Lehrgängen erworbenen Fähigkeiten als Führer, Erzieher und Ausbilder in der Praxis erweitern und vertiefen kann.

Diese kohäsive Ausbildung bringt bessere Planbarkeit in den Personalzulauf der Verbände und ermöglicht einen zielführenden Aufbau individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten, inklusive der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig wird das Risiko reduziert, nicht zu bestehen oder in Gänze wiederholen zu müssen, mit der damit einhergehenden Gefahr eines Abbruchs. Kurzdienende FWDL erhalten mit dieser prägenden und erlebnisreichen Basisausbildung solide Grundlagen für eine spätere Einberufung und werden zu positiven Multiplikatoren für den Dienst im Heer.

Pilotprojekt im Panzergrenadierbataillon 33

Um die Basisausbildung durchhaltefähig zu realisieren, bedarf es einer Neuordnung der Individualausbildungsressourcen der Truppe. Hierzu wird seit April 2023 das Pilotprojekt „Grundausbildung im Verband“ im Panzergrenadierbataillon 33 durchgeführt, in dem alle für das Bataillon eingestellten Mannschaften und FA Truppendienst GA und SGA in einem sechsmonatigen Block durchlaufen. Es ist vorgesehen, die neu konzipierte Basisausbildung in zwei weiteren Schritten ab Oktober 2023 und April 2024 mit anderen Truppengattungen und Verbänden ablauforganisatorisch zu erproben und die gewonnen Erfahrungen zu berücksichtigen. Bis zu einer Implementierung im Heer werden weitere, schnell realisierbare Einzelmaßnahmen zur Erhöhung der Ausbildungsqualität und Personalbindung in den ersten sechs Dienstmonaten umgesetzt oder auch getestet, wie beispielsweise in der Eigeninitiative der 10. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 26, welche im Projekt „Null-800“ die Anpassung von Dienstabläufen in den ersten Wochen der GA erprobt.

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