Das KZO ist nur eine der diversen Drohnen, die bei der Bundeswehr im Einsatz sind, sie wird mit einem Booster aus einem Behälter gestartet. Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

Das KZO ist nur eine der diversen Drohnen, die bei der Bundeswehr im Einsatz sind, sie wird mit einem Booster aus einem Behälter gestartet. Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

15.02.2021
ssc

Eine passt sogar in die Hosentasche - Das sind die Drohnen der Bundeswehr

Wie ein Adlerauge streift ihr Blick gestochen scharf bis in die verstecktesten Winkel, ihr Auftrag: Aufklären, Überwachen und Schützen! 

Seit Jahren liefern unbemannte Luftfahrzeuge der Bundeswehr wichtige Details über Feindbewegungen, Truppenstärke, Bewaffnung zur Herleitung eines korrekten Lagebildes und damit indirekt zum Schutz der Bodentruppen. Einsätze in Afghanistan und Mali sind ohne die Drohnen-Aufklärung kaum noch denkbar. Ja richtig, bewaffnet sind sie alle nicht, aber diese Diskussion soll an anderer Stelle geklärt werden. Wie wichtig die Verfügbarkeit bewaffneter Drohnen für die Deutschen Streitkräfte wäre, ist hinlänglich bekannt und von vielen akzeptiert – mit Ausnahme der SPD-Führungsspitze im Wahljahr. Hier geht es darum, einen kurzen Überblick über die unbemannten Aufklärer der Bundeswehr zu geben.

UAS, MALE, HALE – Was ist das?

Letztendlich dienen diese Abkürzungen der Kategorisierung nach Größe und Gewicht. UAS steht für Unmanned Aerial System, zu dt. unbemanntes Luft-System. Bei Drohnen bis zu fünf Kilo Gewicht (beispielsweise die Black Hornet, Mikado oder Aladin) spricht man von Small UAS. Light UAS wie die LUNA oder das KZO sind deutlich schwerer und größer. Beide Kategorien werden in der Regel direkt von den Bodentruppen gestartet und gesteuert. Die sogenannten MALE-Drohnen (Medium Altitude Long Endurance) mit mittlerer Flughöhe und langer Einsatzdauer fliegen etwa 10.000 Meter hoch und können länger als 24 Stunden in der Luft bleiben. Zu dieser Gattung gehören die Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron 1, der Heron TP und in ferner Zukunft vielleicht die Eurodrohne. Die letzte Kategorie HALE (High Altitude Long Endurance) ist in der Bundeswehr nicht vertreten, sie erreicht eine Flughöhe von etwa 20.000 Metern. Während die US-Streitkräfte und auch die Nato die Global Hawk (bzw. die USA zur Seeaufklärung auch die Triton) einsetzen, hatte die Bundeswehr auf die PEGASUS (Persistent German Airborne Surveillance System) gesetzt. Das Projekt wurde allerdings Anfang 2020 vom BMVg storniert.

MALE RPAS – Ein hoffentlich gestochen scharfer Blick in die Zukunft

Erst Anfang Februar hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages die weitere Entwicklung der MALE RPAS abgenickt, der DBwV berichtete. Das Buchstabenkürzel steht für Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System… oder noch kürzer Eurodrohne, ein in multinationaler Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien entwickeltes System. Die Verträge zur Entwicklung und Beschaffung des unbemannten Flugsystems sollen noch im März 2021 unterzeichnet werden. Eine Bewaffnung der Eurodrohne ist derzeit in Deutschland allerdings nicht im Industrievertrag vorgesehen. Das war ein notwendiges, politisches Zugeständnis, um überhaupt im Koalitionsausschuss einen Konsens zu erzielen. Das BMVg gibt sich trotzdem in einem aktuellen Bericht sehr optimistisch. Die Eurodrohne werde „die Fähigkeiten der Bundeswehr zur Aufklärung aus der Luft in der Tiefe des Einsatzgebietes stark verbessern“, heißt es dort. Zudem würden sich aufgrund der europäischen Zusammenarbeit handfeste Vorteile bei der Zulassung für den Luftverkehr ergeben. Als Miteigentümer der Technologie ist die Luftraumintegration des europäischen MALEMedium Altitude Long Endurance RPASRemotely Piloted Aircraft System möglich und die Eurodrohne muss demzufolge nicht in speziellen gesperrten Lufträumen fliegen.

Die Bundeswehrdrohnen im Überblick*
*Alle technischen Angaben sind Berichten der Bundeswehr und des BMVg entnommen.

Black Hornet PD-100 Personal Reconnaissance: Die Minidrohne für die Hosentasche

Ihr Einsatz ist an fast jedem Ort möglich, der Flug verlangt keine vorherige Genehmigung und ist so gut wie lautlos. Die Nanodrohne liefert Livevideos und Einzelbilder in HD, die integrierte Elektrooptik- und Infrarottechnologie soll sogar das Aufspüren von Sprengfallen ermöglichen.

  • 1.500 m Reichweite
  • 25 min Flugzeit
  • 18 Gramm Gewicht
  • 5 km/h Geschwindigkeit

Mikado: Die Mikro-Aufklärungsdrohne im Ortsbereich

Die Drohne ist innerhalb von fünf Minuten startbereit und mit einer maximalen Flughöhe von 30 Metern und der leichten Bauweise ideal für die Aufklärung im unüberschaubaren urbanen Gelände. Der 4-Rotor-Mini-Hubschrauber verfügt über drei Kameras und liefert detaillierte Aufklärungsbilder in Echtzeit.

  • 1.000 m Reichweite
  • 20 min Flugzeit
  • 1,3 Kilo Gewicht
  • 60 km/h Geschwindigkeit

ALADIN: Der Späher für Auslandseinsätze

Der Name steht für „Abbildende Luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich“. Die Drohne hat eine Reichweite von 5 Kilometern, fliegt in bis zu 150 Metern Höhe und wird via GPS über eine Kontrollstation am Boden gesteuert.

  • 5 km Reichweite
  • 30 min Flugzeit
  • 3,5 Kilo Startgewicht
  • 60 km/h Geschwindigkeit

LUNA: Das Leichtgewicht der Light UAS

Die Abkürzung LUNA steht für Luftgestützte, Unbemannte Nahaufklärungsausstattung. Die Drohne verfügt standardmäßig über schwenkbare elektro-optische Farbvideokameras, eine Wärmebild- und Stillbildkamera und operiert in einer Flughöhe von bis zu 4.000 Metern. Der Start erfolgt durch ein mechanisches Katapult, die Landung per Landeschirm oder Netzlandesystem.

  • 80 km Reichweite
  • 6 std Flugzeit
  • 40 Kilo Gefechtsgewicht
  • 130 km/h Geschwindigkeit

KZO: Der Aufklärer für die Artillerie

Das Kleinfluggerät für Zielortung (KZO) wird durch ein 4-Mann-Team mit einem Booster aus einem Behälter gestartet. Das System landet kann Flughöhen von bis zu 3.500 Meter erreichen, die Steuerung erfolgt von einer Bodenkontrollstation aus, zur Landung wird ein integrierter Fallschirm genutzt. Während der Aufklärung ist auch eine Umprogrammierung der KZO als Reaktion auf Lageänderungen möglich.

  • 140 km Reichweite
  • 4,5 std Flugzeit
  • 172 Kilo Startgewicht
  • 220 km/h Geschwindigkeit

Heron 1: Der lautlose Luftaufklärer aus Israel

Seit 2010 ist die Drohne mit ihrer maximalen Flughöhe von 10.000 Metern in Afghanistan, seit November 2016 auch in Mali im Aufklärungseinsatz. Durch die Flugdauer von 27 Stunden kann die Heron 1 länger in der Luft bleiben, als jedes Aufklärungsflugzeug und sein Pilot. Der Nachfolger – die bewaffnungsfähige Heron TP könnte frühestens ab 2022 in den Einsatz gehen, egal ob mit oder ohne Waffen.

  • mehr als mehr als 1.000 km Reichweite
  • 27 Std Flugzeit
  • 1,15 t Startmasse (und bis zu 250 Kilo Zuladung in Form von Kameras)
  • 110 bis 210 km/h

Eurodrohne: Rüstungsvorteile und KnowHow dank europäischem Durchstarter?

Als ferngelenktes Luftfahrzeug in mittlerer Höhe und mit langandauernder Flugdauer ist die Eurodrohne prädestiniert für Aufklärung, Überwachung und zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten. Laut BMVg sollen moderne Bild-Sensoren im Bezug auf Kamera- und Infrarotbildern sowie Radarabtastung bessere Aufklärungsergebnisse als die Heron liefern. Zudem wäre das System ein elementarer Baustein des ebenfalls multinationalen Projekts Future Combat Air System (FCAS), einem kombinierten System von bemannten und unbemannten Flugzeugen.

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