Einer der beiden Busse der Bundeswehr, besetzt mit Soldaten, die auf dem Weg in den Urlaub waren. Sie wollten zum Flughafen Kabul, vier von ihnen fielen, 29 wurden schwer verwundet. Foto: Picture Alliance

07.06.2023
Von Frank Jungbluth

Anschlag auf Bundeswehr in Kabul: Heute vor 20 Jahren fielen vier Kameraden

Es war ein feiger Anschlag, der sie aus dem Leben riss: Am 7. Juni 2003, vor 20 Jahren, fielen Oberfähnrich Andrejas Beljo, Oberfeldwebel Carsten Kühlmorgen, Feldwebel Helmi Jimenez-Paradies und Stabsunteroffizier Jörg Baasch in Kabul.

Es ist früh am Morgen, Samstag, der 7. Juni 2003 um 7:55 Uhr Ortszeit, kurz vor dem Flughafen Kabul, wo der junge Oberleutnant Denis Wascheroh mit seiner Luftwaffen-Sicherungseinheit Dienst tut. Er ist Zugführer eines Sicherungszuges. Auf dem Weg zum Airport der afghanischen Hauptstadt ist ein Bus der Bundeswehr, vollbesetzt mit deutschen Soldaten. Die Stimmung an Bord ist heiter und gelöst. Die Soldaten sollen in wenigen Minuten eine Transportmaschine besteigen und nach Hause fliegen. Urlaub in der Heimat nach Monaten des Einsatzes am Hindukusch, in einem Land, das zerrissen ist vom Krieg, von der Angst, von den alltäglichen Anschlägen.

Dann plötzlich ein Knall, eine gewaltige Explosion, eine dunkle Rauchwolke nahe am Flughafen. Denis Wascheroh wird alarmiert, er rückt aus mit seinen Männern. Am Ort des Anschlags – wie man schnell weiß – ein Bild des Grauens. Die Körper von vier toten Kameraden, es sind Oberfähnrich Andrejas Beljo, Oberfeldwebel Carsten Kühlmorgen, Feldwebel Helmi Jimenez-Paradies und Stabsunteroffizier Jörg Baasch, die Schreie von 29 schwer Verwundeten. Bilder, die das Leben vieler, die das erlebt haben, die Angehörige verloren haben an diesem blutigen Tag, für immer veränderte.

Taliban schlagen immer öfter zu

Denis Wascheroh leidet seitdem an der Krankheit PTBS. Bis dahin fuhren die Soldaten der ISAF-Kräfte aus Deutschland unbekümmert im offenen Geländewagen durch Städte und Dörfer. In Kabul hat an diesem Tag ein Wagen – schwer mit Sprengstoff beladen – den Bus der Bundeswehr gerammt und alles  in die Luft gesprengt. Das Attentat war von Al-Kaida-Terroristen beauftragt und durchgeführt worden. Es ist der Beginn einer Anschlagsserie auf die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Die Taliban schlagen von diesem Tag an immer öfter zu.

20 Jahre später, dreieinhalb Jahre Therapie hat er hinter sich, stellt sich die Frage, warum es keine zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer dieses Anschlags geben wird? Eine Anfrage Wascherohs im Verteidigungsministerium bescheidet ihm, dass nichts geplant ist, er aber gerne unterstützt werden könne, wenn er eine Festveranstaltung organisieren wolle. „Die Bundeswehr hat eine besondere Verantwortung ihren Soldaten und Ehemaligen gegenüber und daraus folgt für mich auch, dass von dort aus die Idee und die Initiative für eine Gedenkveranstaltung kommen muss, bei der man an die Gefallenen erinnert. Dieser erste große Anschlag auf die Bundeswehr am 7. Juni 2003 war eine Zäsur, denn er hat uns völlig unvorbereitet getroffen”, sagt Wascheroh.

Es habe den Anschein, sagt der 46 Jahre alte Oberstleutnant, als wolle man bei der Bundeswehr mit dem Einsatz in Afghanistan und seinen Folgen nicht mehr viel zu tun haben. Das passe zum überstürzten Abzug vor zwei Jahren, der eher an eine Flucht erinnert habe. Das passe auch, so vermuten die Angehörigen der Opfer des 7. Juni 2003, zur Zurückhaltung und zur Ablehnung zentraler Gedenkveranstaltungen, wie diesem 20. Jahrestag des ersten schweren Anschlags auf die Bundeswehr in Afghanistan.

DBwV denkt an die Opfer und Hinterbliebenen

Die Gefallenen Andrejas Beljo, 28, und Jörg Baasch, 25, waren vom Fernmeldeaufklärungsregiment 940 in Daun. Carsten Kühlmorgen, 32, und Helmi Jimenez-Paradies, 29, waren Angehörige des Fernmelderegiments 320 aus Frankenberg/Eder, das 2003 in das Bataillon Elektronische Kampfführung 932 überführt wurde.

Die gefallenen und verwundeten Kameraden in würdiger Erinnerung zu behalten und ihrer immer wieder zu gedenken, ist dem DBwV ein Anliegen von höchster Priorität. All die Frauen und Männer, die bei der Verteidigung von Freiheit und Demokratie ihr Leben verlieren oder verwundet werden, dürfen niemals in Vergessenheit geraten.

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