Major d.R. Christian Sieh, Justitiar und Verbandssyndikus, bei seinem Vortrag zum Thema Digitales Antragswesen. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

Major d.R. Christian Sieh, Justitiar und Verbandssyndikus, bei seinem Vortrag zum Thema Digitales Antragswesen. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

12.11.2024
Frank Jungbluth

„Diese Nähe gibt es nur beim Verband"

Bei der Tagung der ERH aus dem Landesverband Süddeutschland war nicht nur eine beeindruckende Geschlossenheit zu erleben, sondern auch die „Familie“ DBwV zu spüren.  „So eine Unterstützung und Geschlossenheit gibt es nur beim Deutschen BundeswehrVerband“, bringt es Oberstleutnant a.D. Hubert Reiter auf den Punkt.

Bernhard Hauber, Oberstabsfeldwebel a.D., ist seit zehn Jahren Vorsitzender ERH im Landesverband Süddeutschland. Vor 55 Jahren ist die erste Kameradschaft Ehemalige, Reservisten und Hinterbliebene gegründet worden, jetzt steht der nächste Quantensprung an: Das digitale Antragswesen ist vorbereitet, die ersten Kameradschaften ERH machen sich auf den Weg, zur 22. Hauptversammlung im Dezember 2025 werden Anträge digital geschrieben, beschlossen und vorgelegt. Eine Zeitreise.

Gut 100 Frauen und Männer sind es, die sich am Rande der pittoresken Bamberger Altstadt versammelt haben. Sie alle repräsentieren die Säule im Deutschen BundeswehrVerband, die seit Jahren und Jahrzehnten die stärkste und beständigste ist. Gut 70.000 Mitglieder sind Teil der Kameradschaften Ehemalige, Hinterbliebene und Reservisten. Sie sind die verlässliche und tragende Stütze des DBwV mit seinen 205.000 Mitgliedern, sie sind – wie man so schön sagt – der harte Kern, das feste Band, das Soldatinnen und Soldaten nach der Dienstzeit vereint, das ihren Mitgliedern Halt und Heimat ist.

50.000 Kilometer für die ERH jedes Jahr

Hauptmann a.D. Ingo Zergiebel ist – so gesehen – ein Novize in der ERH, seit sechs Monaten ist er pensioniert und damit Mitglied einer Kameradschaft Ehemaliger, Reservisten und Hinterbliebener. Das Amt des Vorsitzenden ERH im Bundesvorstand des DBwV hat er allerdings schon seit drei Jahren inne, als die Delegierten der 21. Hauptversammlung ihn als Nachfolger von Albrecht Kiesner ins Amt wählten. Mit seinem Stellvertreter Ernst Wendland fährt Zergiebel gefühlte 50.000 Kilometer im Jahr für die ERH, wahrscheinlich sind es noch ein paar mehr. „Den Versorgungsausweis habe ich dann auch erst bekommen, es ist ein liebloses Stück Papier“, sagt Ingo Zergiebel. Wie wichtig die ERH sind, weiß er jetzt noch einmal besonders gut. „Ich habe in meiner Nachbarschaft keinen Soldaten, ich wüsste einfach nicht, mit wem ich sprechen sollte, das leisten unsere ERH, deshalb müssten sie bei der aktiven Truppe noch viel bekannter werden, denn die Verzahnung – das weiß ich heute besser als vorher – ist unglaublich wichtig.“

Für Major d.R. Christian Sieh, Justitiar und Verbandssyndikus, ist das digitale Antragswesen eines der wichtigsten Zukunftsprojekte. Die erste Phase ist in diesen Tagen bewältigt, alle Kameradschaften, nicht nur ERH, sind informiert, seit Ende Oktober können Anträge für die 22. Hauptversammlung digital gestellt werden, für die Kameradschaften im Landesverband Süddeutschland ist der 6. April 2025 der ultimative Termin. „Drei Monate vor ihren Landesversammlungen müssen die Kameradschaften ihre Anträge digital gestellt haben“, erklärt Sieh. Man könne zwar auch nach der Antragstellung an den Anträgen arbeiten, allerdings nur redaktionell, die Zielrichtung müsse bleiben. „Wir bekommen das gemeinsam hin“, beruhigt er die Mitglieder in Bamberg. Wir haben für alle Fälle ein Backup.“ Das digitale Antragswesen, betont der Justitiar, sei ohne Alternative gewesen. Wir sind an der Schwelle zum Jahr 2025.

ERH ist Basis für den Verband

Ernst Wendland, Hauptmann a.D. und Stabshauptmann d.R., ist Stellvertreter von Ingo Zergiebel im Bundesvorstand. Seit dem Jahr 2011 war der Emsländer Vorsitzender ERH im Landesverband West des DBwV, damals noch unter der Führung von Oberstleutnant a.D. Thomas Sohst. Ihm gelang es, Wendland für die Arbeit im Bundesvorstand zu begeistern. In Rheine führt Ernst Wendland eine Kameradschaft ERH mit 450 Mitgliedern. Der 70-Jährige lebt damit vor, was den Deutschen BundeswehrVerband ausmacht – er ist aktiv im Verband, er nimmt damit Arbeit am Wochenende und in den Abendstunden auf sich, nur so kann der DBwV erfolgreich und nahe bei den Mitgliedern sein. Auch das ist Teil der Wahrheit über den Einsatz von Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern.

„Unsere ERH sind die Basis für den Verband, das sieht man vor allem am breiten Meinungsspektrum, an den vielen Themen, die unsere Ehemaligen, Reservisten und Hinterbliebenen beschäftigen, die sie immer wieder äußern und damit einen wichtigen Beitrag zur innerverbandlichen Diskussion leisten“, sagt Ernst Wendland. Für die Willensbildung innerhalb des Verbandes sei das unschätzbar. Das Wesen der ERH sei vor allem die Betreuung, die Versorgung mit Informationen, die Hilfestellung, wenn es Probleme gebe. Die Herausforderung, das sagt auch Ernst Wendland, sei in der Zukunft, jüngere Kameradinnen und Kameraden für die Mitgliedschaft und die Mitarbeit in einer ERH zu gewinnen. „Das Gespräch kurz vor Ende der Dienstzeit ist deshalb entscheidend für unsere Arbeit, damit wir vermitteln können, was wir in den Kameradschaften Ehemalige, Reservisten und Hinterbliebene im BundeswehrVerband alles leisten.“

Stabsunteroffizier d.R. Daniela Wisura (42) hat ihren Mann bei der Bundeswehr kennengelernt. „Es menschelt halt, wie in anderen Berufen auch“, lacht sie. Daniela Wisura ist eine der wenigen Frauen an der Spitze einer ERH. Sie ist Vorsitzende der Kameradschaft „Auf dem Lechfeld“. Ihr Mann hat noch zwei Jahre Dienstzeit, bevor er ins Pensionsalter kommt. „Vielleicht“, sagt sie, „macht er auch bei der ERH mit, aber es reicht, wenn einer so verrückt ist“. Was Daniela Wisura und ihren Mann eint, ist die Leidenschaft für den Dienst, für die Truppe, die sie auch ihrem heute 15-jährigen Sohn mit auf den Weg gegeben haben. Sie war in Bosnien im Auslandseinsatz, ihr Sohn will sich in zwei Jahren bei der Bundeswehr bewerben. Ihre Kameradschaft hat 360 Mitglieder, auch Daniela Wisura sagt, dass man sich mehr um die Jüngeren bemühe, in eine Kameradschaft ERH zu kommen. „Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Ich komme von dieser grünen Welt nicht weg, das gibt es nur im Deutschen BundeswehrVerband, dass man diese Welt auch nach der Dienstzeit leben kann.“

Seit einem halben Jahr ist Christoph Kreutzer stellvertretender Vorsitzender der ERH Niederstetten, Mitglied im DBwV ist der ehemalige Fallschirmjäger seit Beginn seiner Dienstzeit 2002. In seinem Fall war es ein Brief vom Verband, der ihn animiert hat, sich in seiner ERH zu engagieren. „Der Verband hat sehr viel für Kameraden erreicht, aber es ist natürlich die Kameradschaft, die mich in die Gemeinschaft gelockt hat.“ Es ist Kreutzers erste ERH-Tagung auf Landesebene.

70 Kameradschaften im Süden

Bernhard Hauber ist seit acht Jahren Vorsitzender ERH im Landesverband Süddeutschland. 18.900 Mitglieder sind die stabile Basis. 70 Kameradschaften ERH gibt es im Süden. 70 Delegierte sind in Bamberg dabei. Alle vier Jahre wird getagt. Der Bundesvorsitzende Oberst André Wüstner ist zu Gast, der Landesvorsitzende Oberstleutnant a.D. Josef Rauch selbstverständlich, Regina Lenz berichtet als Abteilungsleiterin Service-Center von neuen Entwicklungen, Daniela Frick ist aus der Bundesgeschäftsstelle angereist, um zu aktuellen Themen bei der Mitgliederbetreuung zu informieren. „Beihilfe“, sagt Bernhard Hauber, „und der Versorgungsausgleich drückt viele, die Hinzuverdienstgrenze ist immer ein Thema“. Alterssicherungsseminare sind Haubers Steckenpferd, sie sind auch ein Grund, dass DBwV-Mitglieder auch nach dem Ende der Dienstzeit im Verband bleiben. Es ist sicher auch seine kameradschaftliche Art. Seit 1992 ist Bernhard Hauber Mandatsträger. „Die Menschen wissen, was sie am Verband haben“, sagt er. „Diese Nähe gibt es nirgendwo.“

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