24.08.2015
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Die Northern Group zu Gast beim DBwV

Tagung der skandinavischen, irischen und Benelux Mitgliedsverbände von EUROMIL in Berlin

Die EUROMIL Northern Group hat vom 19. bis 21. August zum ersten Mal in Deutschland getagt. Die derzeit auf europäischer Ebene geführten spannenden und kontroversen Debatten spiegelten sich auch in der Tagesordnung wider. Ziel der Tagung war ein gemeinsamer Meinungsaustausch zu den Themen strukturierte Partnerschaften, Zukunft und Realität einer europäischen Armee sowie die Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb der Northern Group.

Die Vortragsrunde eröffnete Bernd Hüttemann. Mit Blick auf die politische Zusammenarbeit warf der Vize-Präsident des Verbands „European Movement International“ die Frage auf, wann eine europäische Armee Realität wird. Hüttemann betonte, dass schon in den 1960er-Jahren eine europäische Verteidigungsgemeinschaft scheiterte und als Folge dessen die Nato als kollektives Sicherheitsbündnis etabliert wurde. Die Frage, die man sich jetzt stellen sollte, ist nicht, was die Europäische Union nun tun könne, sondern inwieweit die Nationalstaaten bereit sind, am Thema europäische Armee zu arbeiten.
Der Vize-Präsident sieht dies allerdings sehr kritisch, da schon beim Thema Flüchtlingspolitik erhebliche Kooperationsprobleme zwischen den Mitgliedsländern auftreten – es werde nicht mit einer Stimme gesprochen. Hüttemann plädierte für eine Stärkung der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Einig waren sich die Verbände über die notwendigen Anpassungen im Hinblick auf eine europäische Armee. Dafür müssten nicht nur die Arbeits- und sozialen Bedingungen harmonisiert, sondern auch die Dimension der Menschenrechte miteinbezogen werden.

Im Anschluss hielt Oberstleutnant Jörg Bestehorn des Kommandos SKB einen Vortrag zum Thema „Strukturierte Partnerschaften der Streitkräftebasis (SKB)“. In seinem Vortrag verdeutlichte Bestehorn die Kooperationsmöglichkeiten seines Organisationsbereichs und ihre Einmaligkeit in der militärischen Welt. Die teilnehmenden Verbände waren überrascht von der unterschiedlichen Einsetzbarkeit der SKB und von der Tatsache, dass nach heutigem Stand mehr als 100 Maßnahmen mit Partnernationen durch die SKB im Rahmen von bilateralen Jahresprogrammen durchgeführt werden.

Mit Blick auf die militärpolitische und einsatzbezogene Zusammenarbeit sprach Kapitän zur See Kay-Achim Schönbach aus seiner Sicht über die Zukunft einer europäischen Armee. In seinem Vortrag beurteilte er die Zusammenarbeit der europäischen Partner in den Einsatzgebieten der Bundeswehr und betonte, dass vor allem die Kooperationen hervorragend funktionieren, weil vieles – etwa Sprache, Philosophie und Material – annähernd gleich sei. Er sprach sich für weitere Standardisierungen aus, um zukünftig noch erfolgreicher zu sein. Jedoch wird in seinen Augen kein Mitgliedsland bereit sein, seine Souveränität für die Gründung einer europäischen Armee zu opfern.

Im Anschluss an den informativen und lebhaften Austausch fand ein Besuch im Deutschen Bundestag statt. Den Teilnehmern wurden während einer spannenden Führung die politischen Strukturen und formalen Abläufe im Rahmen eines historischen Abrisses nahegebracht. Mit einem herrlichen Blick über Berlin ließ die Gruppe die Veranstaltung in der Kuppel des Bundestags ausklingen.