Völlig erschöpft im Ziel: Das Team des Deutschland-Achters nach der überraschenden Niederlage gegen Neuseeland. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Völlig erschöpft im Ziel: Das Team des Deutschland-Achters nach der überraschenden Niederlage gegen Neuseeland. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

30.07.2021
dpa/yb

Deutschland-Achter verpasst den Sieg – Silber hinter Neuseeland

Sie wollten nach neun Jahren wieder Gold holen – am Ende musste sich der Deutschland-Achter mit den Sportsoldaten Hauptfeldwebel Richard Schmidt und Obermaat Torben Johanessen aber Neuseeland geschlagen geben.

Tokio. Als bei den Hünen des Deutschland-Achters die erste Enttäuschung über das gescheiterte Projekt Olympia-Gold verflogen war, gab Schlagmann Hannes Ocik noch in der Bucht von Tokio den Party-Befehl. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir das Maximum rausholen. Der Rahmen ist das Olympische Dorf und die Abreise ist für übermorgen geplant. Mal gucken, ob uns die Japaner früher nach Hause schicken“, sagte der Rostocker nach der überraschenden Niederlage gegen den neuen Olympiasieger Neuseeland.Das Maximum hatten Ocik und Co. zuvor auch auf der 2000 Meter langen Regattabahn aus ihren Körpern geholt, als sich das deutsche Boot schon kurz nach dem Start unter Donnergrollen und dunklen Wolken an die Spitze gesetzt hatte. Mit an Bord: Hauptfeldwebel Richard Schmidt und Obermaat Torben Johanessen von der Sportfördergruppe Hamburg.


„Wir sind von vorn am Limit gefahren. Auf der zweiten Hälfte wurde bei mir das Licht schwarz“, sagte Ocik und blickte an der Tokyo Gate Bridge in die Augen seiner Teamkollegen. „Und ich weiß, wenn es bei mir schwarz ist, ist es bei den anderen schon aus. Da sind wir in einem Bereich, wo wir uns nicht mehr aktiv steuern können. Das passiert alles unterbewusst.“

Unter den Augen von IOC-Chef Thomas Bach war Neuseeland für das deutsche Flaggschiff einfach nicht zu knacken. „Uns war bewusst, dass sie ihre Top-Leute in den Achter gesteckt haben. Sie haben hier den Höhepunkt erreicht und ihr bestes Rennen abgeliefert“, sagte Johannes Weißenfeld. Im Endspurt musste das DRV-Boot Silber vor Großbritannien und den USA retten, was bravourös gelang. „Da hat man dann nur noch ein Flackern in den Augen“, erklärte Ocik.

Bei vollem Bewusstsein genoss das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes dann die Siegerehrung. Viele hatten feuchte Augen, als ihnen Steuermann Martin Sauer die Medaillen um den Hals hing. Sauer war schon 2012 beim bisher einzigen Olympiasieg nach der Wende dabei und saß am Sea Forest Waterway zum letzten Mal im Achter. Seine Gefühle behielt er betont unter Kontrolle. „Es ist zu früh, um nostalgisch zu werden“, sagte der Berliner. „Es war mein letztes Rennen, aber ich bin ja nicht tot. Mein Leben geht weiter.“

Ihr Leben in Japan werden Sauer und Co. wohl nicht vermissen. Zu sehr hatten ihnen die Corona-Auflagen bei ihrem fast einmonatigen Aufenthalt zugesetzt. „Wir haben vieles gesehen und doch nichts gesehen“, sagte Ocik. Über zwei Wochen war der Achter im Trainingslager in einer Blase, wo außer Training nicht viel passierte. „Der Wechsel ins Dorf hat uns gut getan, um frischen Wind zu kriegen. Für mich waren das Olympische Spiele der Kompromissbereitschaft.“

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