Soldaten der Luftwaffe im Dienst am Flugabwehrraketensystem „Hawk” in der Raketenschule in Fort Bliss/Texas. Foto: DPA/Picture Alliance

05.06.2022
Von Frank Jungbluth

Der Kampf um Anerkennung: Härtefälle zwischen Leben und Tod

Mehr als 2000 Soldaten und Techniker arbeiteten während des Kalten Krieges irgendwann zwischen 1955 und 1989 sowohl bei der Bundeswehr als auch bei der Nationalen Volksarmee an Radargeräten von Flugzeugen und Schiffen oder bei der Flugabwehr. Die Gefahr war unsichtbar. Aber sie ist tödlich. Krebs, Unfruchtbarkeit, Missbildungen, chronische Krankheiten.

Man hätte es wissen können, aber wollte man das überhaupt? Die böse Ahnung war ja da, wenn im Nachbarraum die Glühbirnen auch ohne Anschluss an den Strom zu leuchten begonnen haben, während der Kamerad nebenan am Radargerät arbeitet. Wenn die Haut nach der Reparatur wieder rot und heiß war wie nach einem Sonnenbad ohne Sonnencreme.

2003 ist der Radarbericht der Bundesregierung veröffentlicht worden. Da wusste man schon mehr als 20 Jahre, dass es hunderte, wenn nicht tausende Strahlenopfer gibt, die in den Armeen West und Ost gedient hatten.

Die Vorgesetzten schauten weg oder mussten wegschauen. Im Kalten Krieg standen sich deutsche Soldaten West und Ost feindselig gegenüber. Seit der Wiedervereinigung der früher zwei deutschen Staaten klagen die Soldaten gemeinsam für ihr Recht auf Wehrdienstbeschädigung und ein paar Euro mehr Rente für die inzwischen hochbetagten ehemaligen Radarsoldaten.

Der Bund zur Unterstützung Radarstrahlengeschädigter Deutschland e.V., 2001 gegründet, hat einen Vorsitzenden an der Spitze, für den der Kampf um die Anerkennung trotz aller Hürden, Widerstände und auch Anfeindungen noch nicht zu Ende ist. Er heißt Dietmar Glaner und hat seinen linken Unterarm an den Krebs verloren. Der heute 74-jährige Oberstabsfeldwebel a.D. gibt nicht auf. Aber die Zeit läuft. Die Deutsche Härtefallstiftung, vor zehn Jahren dank des Einsatzes und des Engagements des BundeswehrVerbandes gegründet, hilft den Strahlenopfern, aber in den vergangenen Jahren mehr und mehr den mehr als 1000 Soldatinnen und Soldaten, die im Dienst der Einsatzarmee Bundeswehr schwer an der Seele verwundet wurden. Sie leiden an PTBS.

Von ihnen allen, Strahlenopfern und posttraumatisch Belasteten, berichten wir in den kommenden Tagen. Es sind bittere Geschichten.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick