Der Eid gilt bis heute
Über 30 Jahre lang war Oberst a.D. Jürgen Damm Mandatsträger und für den DBwV im Landesverband West aktiv. Der 86-Jährige ist neben dem DBwV auch in vielen weiteren Ehrenämtern engagiert. „Ich will der Bundesrepublik Deutschland weiterhin dienen“, sagt er.
Der Entschluss, Soldat zu werden, beruhte auf der Tatsache, dass er die Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz gegen alle Angriffe verteidigen wollte. „Das war mein Antrieb“, sagt Oberst a.D. Jürgen Damm (*1938 in Alsfeld/Hessen). In der Schule habe er gelernt, was es bedeutet, in einem Land wie Deutschland mit einem Grundgesetz zu leben: „Wir hatten dort eine Arbeitsgemeinschaft, in der wir einmal in der Woche über gesamtdeutsche Fragen gesprochen haben. Der Lehrer war ein ehemaliger Soldat, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte“, sagt der 86-Jährige. Dafür sei er seinem Lehrer bis heute dankbar. „Mein Entschluss, Soldat zu werden, beruht auf der Tatsache, diese Republik gegen alle Angriffe von außen verteidigen zu wollen.“ Dass er damit Geld verdiente, sei nur ein Nebenprodukt gewesen.
1958 begann Oberst a.D. Damm seinen Dienst bei der Bundeswehr, und fast genau so lange ist er auch schon Mitglied im Deutschen BundeswehrVerband. „Der Spieß hat uns zu sich gerufen und meinte, wenn wir jetzt an die Offizierschule gehen, wäre es doch ganz schön, wenn wir auch dem Berufsverband beitreten. So bin ich Verbandsmitglied geworden“, erzählt Damm.
Seine erste Station, die Ausbildung zum Fahnenjunker, trat Oberst a.D. Damm in Wetzlar an. „Ich werde nie vergessen, wie uns ein Gefreiter auf dem Bahnsteig in Wetzlar empfing. Das war meine erste Begegnung mit einem aktiven Soldaten“, erzählt er. „Das war im April. Im Juni habe ich dann meinen Eid geschworen.“ Nach seiner Grundausbildung ging Damm an die Offizierschule. Es folgten unter anderem Stationen als Kompaniechef einer selbstständigen Panzerjägerkompanie in Kassel, Offizier im Heeresamt in Köln und Taktiklehrer und Hörsaalleiter an der Offizierschule des Heeres in Hannover. Seine letzte Verwendung war als Kommandeur im Verteidigungsbezirk 44 in Kassel, bevor Damm 1996 in Ruhestand ging.
Wer führen will, braucht menschliche Nähe
„Ich hatte eine sehr schöne Laufbahn bei der Bundeswehr, da ich immer wieder zwischen Schule, Stab und der Truppe wechseln konnte“, erzählt Damm. Aber nicht immer sei alles golden gewesen. „Einiges war schon grenzwertig. Der Umgang von Vorgesetzten mit den untergebenen Soldaten oder auch die Ausstattung. Als Schlafsäcke gab es damals Wolldecken mit einem Reißverschluss, in denen wir bei Minusgraden draußen geschlafen haben. Aber das war eben so in der neu gegründeten Bundeswehr.“
Was Oberst a.D. Damm in seiner Rolle als Kommandeur immer besonders wichtig war: Menschlichkeit. „Wer führen will, muss vernünftig menschlich sein und menschliche Nähe suchen, auch wenn das nicht immer einfach ist“, sagt er. Auch die drei Schritte Abstand zwischen dem Vorgesetzten und den Untergebenen hätten ihre Bedeutung. „Wenn beide anderthalb Schritte aufeinander zu machen, stehen sie Bauch an Bauch und können nicht mehr miteinander sprechen.”
Während seiner aktiven Zeit war Damm immer wieder bei den Treffen verschiedener Truppenkameradschaften des Landesverbands West dabei. „In meiner letzten Verwendung als Kommandeur im Verteidigungsbezirk in Kassel wurde ich gefragt, ob ich den Posten des Vorsitzenden einnehmen will und das habe ich dann auch getan.“ Von 1992 bis 1996 war Damm Vorsitzender der TruKa VBK 44 Kassel.
„Vor allem bin ich Soldat, Pazifist und bekennender Christ“
Oberst a.D. Jürgen Damm
30 Jahre Mandatsträger in DBwV
1996 ging der Oberst a.D. in den Ruhestand und wurde zum Vorsitzenden der Kameradschaft der Ehemaligen, Reservisten und Hinterbliebenen Bad Arolsen-Wolfhagen gewählt. 28 Jahre lang war er Vorsitzender, bevor er im April dieses Jahres sein Amt abgab. Über 30 Jahre lang war er Mandatsträger. „Auch nach meiner Zeit als Vorsitzender der Kameradschaft bleibe ich dem DBwV treu“, sagt Damm.
„Als aktiver Soldat hatte ich kaum Zeit, mich anderweitig zu beteiligen. Aber für mich war völlig klar, dass ich in der Schule meiner Kinder den Vorsitz des Elternbeirats übernehme“, erzählt er.
Heute ist die Liste seiner Ehrenämter lang und beeindruckend: „In bis zu 16 Ehrenämtern war ich zeitweise aktiv. Inzwischen habe ich schon einiges abgebaut“, sagt Damm. Er ist unter anderem Sprecher der Arbeitsgruppe „Nordhessischer kommunaler Inklusionsbeauftragter“, Präsident der Aktion für behinderte Menschen e.V. und Sprecher der Projektgruppe zur Errichtung eines Militärhistorischen Museums Nordhessen. Auch als Prädikant für die Evangelische Landeskirche Kurhessen-Waldeck war er aktiv.
Besonders für Menschen mit Behinderungen setzt sich Oberst a.D. Damm ein. „In den siebziger Jahren gab es die Aktion, junge Soldaten und Menschen mit Behinderungen zusammenzubringen. So bin ich zur Behindertenarbeit gekommen und habe das im Landkreis Waldeck-Frankenberg fortgesetzt“, sagt Damm. Heute ist er Erster Vorsitzender des Vereins „Aktion für behinderte Menschen Waldeck-Frankenberg“.
Gespräche über Krieg und Frieden
„Ich bin Pazifist. Natürlich möchte ich Frieden“, sagt Damm. Deshalb geht er als Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an Schulen und spricht mit den Schülerinnen und Schülern über Frieden und die Folgen von Krieg. „Wir reden darüber, wie wichtig es ist, dass wir in Frieden leben können und auch darüber, dass es Mächte gibt, die uns Böses wollen“, erzählt Damm. „In meinem Herzen bin ich ein Kämpfer für den Frieden. Aber vor allem bin ich Soldat, Pazifist und bekennender Christ.“
Warum er das alles macht? „Ich habe meinen Eid geleistet. Im Tarnfleck und mit Helm. Ich habe schon immer darüber nachgedacht, was das eigentlich bedeutet. Der Eid bedeutet, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen. Nicht nur als Soldat, sondern auch nach meiner aktiven Dienstzeit.“
Für sein großes ehrenamtliches Engagement wurde Oberst a.D. Damm bereits mehrfach ausgezeichnet. Er ist unter anderem Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr. Außerdem erhielt er die Goldene Ehrennadel des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Goldene Ehrennadel der Stadt Kassel.
Auch mit über 80 Jahren ist Oberst a.D. Jürgen Damm nicht müde, sich für den Frieden, das Grundgesetz, die Demokratie und die Bundesrepublik Deutschland einzusetzen. Und das nicht nur in seinen unzähligen Ehrenämtern: Als im Januar dieses Jahres mehr als 100?000 Menschen bundesweit gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, ist er mit dabei. „Ich musste erst über 80 Jahre alt werden, um an meiner ersten Demonstration teilzunehmen“, sagt er und lacht.