Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Oberst i.G Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim, einer der Mitverschwörer vom 20. Juli 1944. Foto: Wikimedia/Aus der Dauerausstellung „Deutsche Militärgeschichte 1867 bis heute“ in der Abt. Militärarchiv Freiburg i. Breisgau

20.07.2023
Von Frank Jungbluth

Das Attentat, das Deutschlands Ansehen in der Welt doch noch rettet

Als der kriegsversehrte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 um die Mittagszeit einen Sprengsatz im Führerhauptquartier „Wolfsschanze” in Ostpreußen scharf stellte, hatte er nur wenige Minuten Zeit. Um 12.42 Uhr detonierte die Bombe in einer Baracke.

Das Attentat muss erfolgen, coûte que coûte“ – um jeden Preis, schrieb der Generalmajor Henning von Tresckow wenige Tage zuvor seinem Freund Stauffenberg. „Sollte es nicht gelingen, so muss trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“

Jedem musste 1944 klar sein: Der Krieg endet für Deutschland in einer Katatstrophe

Im Kriegsjahr 1944 dürfte jeder Laie im Waffenrock – und jeder noch so überzeugte Nationalsozialist – gewusst haben, dass der von Deutschlands verbrecherischem nationalsozialistischen Regime entfesselte Zweite Weltkrieg in der größten nationalen Katastrophe Deutschlands enden würde.

Die Westalliierten waren sechs Wochen vor dem Attentat an der Küste der Normandie in Frankreich mit einer gigantischen Invasionsarmee gelandet und marschierten unaufhaltsam aufs Reich.

Aufbegehren gegen ein verbrecherisches Regime

Im Osten gelang es der Wehrmacht nach drei Jahren Krieg gegen die Sowjetunion kaum mehr den Sturm der Roten Armee zu stoppen. Der Luftkrieg gegen Deutschland vernichtete eine Stadt nach der anderen. Für Stauffenberg und die Mitverschwörer des 20. Juli war klar, dass es jetzt darum gehen musste, den Krieg schnell zu beenden. Was noch zu retten war, sollte gerettet werden. Die Alliierten wussten da noch nicht, welch monströses Verbrechen die Mördertruppen der SS an Millionen Juden begangen hatten.

Aber es ging auch um das Symbol der letzten Aufrichtigkeit, des Aufbegehrens gegen ein verbrecherisches Regime, gegen einen Krieg, der alle bis dahin geltenden Regeln gebrochen hatte. Gegen den Rassenkrieg gegen Polen und Ukrainer, Russen und Weißrussen. Gegen den apokalyptischen und industriellen Völkermord an Menschen jüdischen Glaubens, von denen deutsche Polizisten, Soldaten, SS-Männer und Helfershelfer sechs Millionen vernichteten.

Die Zeit reicht nur für eine Bombe

Wenige Tage, bevor er das Attentat verübt, sagt Stauffenberg in einem Gespräch: „Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.“

Also stellt er kurz nach seiner Ankunft im Hauptquartier in Ostpreußen eine der beiden Bomben scharf, für die zweite reicht die Zeit nicht mehr. Um 12.42 Uhr explodiert die Bombe in der Tasche. Stauffenberg ist da bereits auf dem Weg zum Flugfeld, um den Putsch in Berlin zu organisieren. Dazu wird nach seiner Landung in Berlin der Plan „Walküre” ausgelöst. Viel zu spät, weil die vorsichtigen Stabsoffiziere und Generale, die eingeweiht sind und in den Gebäuden der Bendlerstraße 11-13 in Tiergarten auf weitere Informationen und Befehle warten, erst einmal untätig bleiben. Stauffenberg meldet, dass Hitler tot sei. Wenige Stunden später spricht der nur leicht verletzte Führer über den Rundfunk und wettert gegen die Verschwörer.

Der Putsch scheitert, die Verschwörer werden erschossen

Am späten Abend, kurz vor Mitternacht, nehmen regimetreue Truppen und Waffen-SS die Gebäude ein. Der Putsch ist gescheitert. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Friedrich Olbricht, Albrecht Mertz von Quirnheim und Stauffenbergs Adjutant Werner von Haeften werden im Hof erschossen. General Ludwig Beck zwingt man, sich selbst zu erschießen. Die Leichen der Widerstandskämpfer werden erst auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg verscharrt, dann werden die Leichname an einen bis heute unbekannten Ort verbracht. Die Nazis setzen 400 Ermittler ein, um die Verschwörung des 20. Juli 1944 aufzuklären und die Beteiligten zu ermitteln. Stauffenbergs Familie wird wie viele andere eingesperrt, Nina von Stauffenberg überlebt mit ihren fünf Kindern die Sippenhaft. Berthold Maria Schenk Graf von Stauffenberg wird Generalmajor in der neuen Bundeswehr nach 1955. Sein Bruder Franz Ludwig war Abgeordneter der CSU im Bundestag und im Europäischen Parlament.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen

Zum 79. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Hitler wird mit zahlreichen Veranstaltungen an die Verschwörer vom 20. Juli 1944 erinnert. Im Bendlerblock legen am Abend rund 400 Rekrutinnen und Rekruten ihr Gelöbnis ab. Als Ehrengast wird Konstanze von Schulthess-Rechberg, jüngste Tochter Claus Schenk Graf von Stauffenbergs, die Ehrenrede halten. Bereits am Mittag werden, ebenfalls im Bendlerblock, Persönlichkeiten aus Politik und Militär zu einer Gedenkveranstaltung erwartet. Vertreter des Deutschen BundeswehrVerbandes und des Verteidigungsministeriums legen zudem Kränze an der Grabstätte auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg nieder.

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