Brücke zur Heimat: Die DBwV-Ansprechpartner im Auslandseinsatz. Foto: Bundeswehr/ Jana Neumann

Brücke zur Heimat: Die DBwV-Ansprechpartner im Auslandseinsatz. Foto: Bundeswehr/ Jana Neumann

18.03.2024
Judka Strittmatter

Besonderes Merkmal: Hilfsbereitschaft und ein offenes Ohr

Die DBwV-Ansprechpartner sind das Bindeglied zwischen Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz, deren Dienststellen und natürlich dem Verband im Heimatland. Ihre Existenz erleichtert den Dienst in der Ferne.

Das Klima, die Kultur, die real existierende Todesgefahr: Wer seinen Dienst im Ausland leistet, ist oft mit völlig fremden, herausfordernden und auch angsteinflößenden Bedingungen konfrontiert. Zudem unterscheiden sich einsatzspezifische Regelungen oft stark von denen zuhause: Anzugsordnung, Alkoholkonsumregelungen und Feldlagerordnung. Und obwohl alle Emissäre top vorbereitet in die Fremde gehen, entsteht vor Ort zuverlässig Kommunikationsbedarf, für den es rege und agile Ansprechpartner braucht, die schnell und unkompliziert Deutschland informieren. Die DBwV-Ansprechpartner (AP) im Auslandseinsatz sind also im Einsatz eine willkommene Spezies. Ob ehemals in Afghanistan oder Mali oder gegenwärtig in Litauen oder im Libanon – seit mehr als 25 Jahren hat der Deutsche BundeswehrVerband seine Kontaktfrauen und -männer in den zu stabilisierenden Krisenregionen auf dem Festland und dem Meer installiert.

„DBwV – Dein EinsatzVerband“ ist dabei nicht nur ein theoretischer Slogan, mit dem der Verband auf Flyern und Banderolen vor Ort auf sich aufmerksam macht, sondern schlicht und einfach sein Kernauftrag, „weltweit“ und „grenzenlos“ für die Mitglieder (und auch Nichtmitglieder) da zu sein. Aber nicht nur für Probleme ist der DBwV im Ausland da, auch für Partys und Geschenke zu Festtagen, denn Belohnung und Motivation sind gewollte und erlaubte Stimmungsaufheller im Auslandseinsatz – und das in den Einsätzen wie auch einsatzgleichen Missionen gleichermaßen.

Ob es persönliche oder rechtliche Fragen sind, alle „Vorgänge“ weltweit sammelten sich zuletzt bei Oberstabsfeldwebel Stefan Weyer vom Landesverband Süddeutschland, der seine Funktion als Beauftragter für die Ansprechpartner im Einsatz seit gut einem Jahr bekleidet und zum März 2024 an Oberstabsfeldwebel Frank Schmitt vom Landesverband West übergibt. Es ist bereits Weyers dritter freiwilliger Einsatz als AP-Oberhaupt. Generell sei es nicht immer leicht, erzählt er, Soldatinnen und Soldaten im Einsatz noch zusätzlich für das AP-Amt vor Ort zu rekrutieren. Das mag auch daran liegen, dass der Dienst in Krisengebieten äußerste Konzentration verlangt und mancher deshalb scheut, Verantwortung für andere zu übernehmen. Aber auch die Werbung für neue AP, so Weyer, könnte bis hinein in alle Truppenkameradschaften besser funktionieren.

AP vor Ort als Vermittler

Doch das einem mit dem AP-Posten keine zusätzliche Bürde aufgebrummt wird, diese Befürchtung versucht Weyer den Interessierten schon im Vorfeld zu nehmen: „Wir verstehen die AP vor Ort als Vermittler, sie sollen sich lediglich des Problems annehmen und es zu mir tragen, sie müssen es nicht selbst lösen!“ Für sein eigenes Mehrfach-Engagement macht er seine Vergangenheit aus: „Ich war mal 14 Jahre Spieß, also ‚die Mutter der Kompanie‘, ich bin also gern für andere da. Wenn es sein muss, auch 24/7 an 365 Tagen im Jahr.“

Aber Weyer kann nur so gut sein, wie seine Kollegen vor Ort ihn briefen. Selbst als AP vor Ort zu Corona-Zeiten und in der Endphase des Afghanistan-Einsatzes, hatte er für seine Kontingent-Mitstreiter einmal 650 Kilogramm Grillkohle zusammen mit der Katholischen Seelsorge beschafft, um Barbecues in kleinen Kohorten zu ermöglichen. Denn das war noch erlaubt. Eine Aktion, die gut ankam bei der Truppe im Camp Marmal in Masar-i Scharif.

Von Rechtsschutz bis Gewinnspiel

Und so berichten verschiedene AP auch Unterschiedliches aus ihren Einsätzen: Stabsfeldwebel Jens Klemmstein, derzeit AP in Litauen bei eFP LTU, kann beispielsweise noch „keine besonderen Vorkommnisse“ vermelden: „Bislang habe ich nur zwei neue Mitglieder geworben und vier Soldaten wurden über den Umfang des Rechtsschutzes informiert. Aber ich habe auch zwei Gewinnspiele für die Mitglieder des DBwV durchgeführt.“

Oberfeldwebel Janine Kroß, ehemals in Mali stationiert, dort erstmalig im Auslandseinsatz und dort erstmalig auch AP, erinnert sich an eine gute Zusammenarbeit mit Stefan Weyer. „Ich musste mich erstmal reinfinden in das Amt, aber das wurde mir sehr leicht gemacht. Stefan Weyer war immer da für uns, auch am Sonntag.“ Dass sie eine Frau ist, glaubt Kroß, hat es leichter für den einen oder anderen gemacht, sich mit seinen Sorgen zu offenbaren, und dass sie zusätzlich „Peer“ in ihrer Truppe war, also das Bindeglied zwischen Truppenpsychologe und Soldaten, auch. Der eine oder andere vertraute ihr seine Heimwehgefühle an und manchmal war einfach nur Organisatorisches zu leisten

Dass Pakete richtig ankommen, dass sich um beunruhigende Behördenschreiben, die zuhause im Briefkasten lagen und die mit Fristen drohten, gekümmert wurde. Auch über die DBwV-Rechtsberatung hat sie informiert, erzählt Janine Kroß, „und die eine oder andere Bw-Party geschmissen“.

Obgleich die UN-Mission MINUSMA über zehn Jahre in der Sahel-Zone einer der gefährlichsten Einsätze für die Bundeswehr war, und sich Kroß nie an die Hitze gewöhnen konnte, möchte sie die Zeit dennoch nicht missen. „Es war eine so gute Erfahrung“, sagt sie, „auch weil man sich einmal wieder darüber gewahr wurde, mit was für Luxusproblemen wir uns Deutschland herumschlagen. „Während wir überlegen, ob wir uns das Iphone 13 oder 15 kaufen, leben die Menschen – und vor allem die Kinder in Mali – täglich mit Durst und Hunger.“

Gefahr verändert alles

Noch einmal anders von seiner AP-Zeit berichtet Oberbootsmann Tom von Ostrowski, der mit seiner Fregatte im UNIFIL-Einsatz vor dem Libanon stationiert war. Während sich vor zehn Jahren der Einsatz noch durch eine lange Abwesenheit aus Deutschland, aber ein relativ entspanntes Dasein auszeichnete, weil man vor Ort die libanesische Marine anlernte, wurde es im letzten Jahr an der Demarkationslinie zwischen Libanon und Israel besonders gefährlich, weil die Hisbollah-Miliz Drohnen und Bomben gen Nord-Israel verschoss. „In so einer Situation stellt sich alles Private hintenan und man denkt nur an den Auftrag“, sagt von Ostrowski. Auch Fragen, die man sonst an den DBwV hat, zu Pensionen, Zulagen und anderen Geldfragen, seien in dieser Zeit nicht an ihn herangetragen worden. Sonst aber schon.

Jüngst ist die Fregatte „Hessen“ gen Rotes Meer ausgelaufen. Ziel des EU-Einsatzes ist es, Handelsschiffe vor Angriffen der militant-islamistischen Huthi aus dem Jemen zu schützen. Natürlich auch an Bord: ein DBwV-Ansprechpartner.

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