Bereitschaft zum Kampf kaum vorhanden
Die Zahlen sind alarmierend: Nur etwa drei von zehn Deutschen (29 Prozent) würden für ihr Land kämpfen, wenn es angegriffen würde. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar). Eine Mehrheit von 35 Prozent hat in der Umfrage erklärt, nicht für die Heimat kämpfen zu wollen. 24 Prozent der mehr als 2000 Befragten Männer und Frauen antworteten mit „Weiß nicht“, zwölf Prozent machten keine Angabe.
Das ist eine weitere schlechte Nachricht mit Blick auf die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Die vielen Jahre der Sparprogramme für die Bundeswehr haben die Truppe weitestgehend „entwaffnet“, wie Experten sagen. „Bedingt abwehrbereit“ sei die Bundeswehr in der Zeitenwende, an deren Anfang der Überfall russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar 2022 steht. Seitdem hat der Bundestag zwar 100 Milliarden zusätzlich für Ausrüstung der Bundeswehr bewilligt. Aber aus dem Geld dieses Sondervermögens wurde bisher so gut wie gar nicht bestellt.
Bundeswehr wird geschwächt
Geschwächt wird die Truppe auch mit dem Abzug von Panzerhaubitzen, Schützenpanzern und Kampfpanzern, die zur Verteidigung der Ukraine abgegeben worden sind und noch geliefert werden. Bis die Bundeswehr Ersatz beschafft haben wird, können Jahre vergehen, weil die Rüstungsindustrie nicht schneller produzieren und liefern kann.
Kampfbereitschaft in Finnland deutlich höher
Die Bereitschaft, für sein Land zu kämpfen, ist dagegen zum Beispiel in Finnland, das eine mehr als 1000 Kilometer lange Grenze zur Russischen Föderation hat, deutlich größer als in Deutschland. 83 Prozent der 5,5 Millionen Finnen würden im Falle eines russischen Überfalls zu den Waffen greifen, hat eine Umfrage vor wenigen Monaten ergeben.
Jahrelange Vorbereitung
Finnland ist nach Angaben aus dem Militär gegen einen Angriff aus Russland gewappnet. Das skandinavische Land hat sich eine ordentliche Verteidigung aufgebaut. Timo Kivinen, Chef der finnischen Streitkräfte, sagt, Finnland sei bereit und motiviert, sich gegen Russland zu verteidigen. Finnland habe sich jahrzehntelang auf einen russischen Angriff vorbereitet und würde sich im Falle eines solchen „hartnäckig zur Wehr setzen“, so Kivinen.
Kampfmotivation ein entscheidender Faktor
Das nordische Land habe ein umfangreiches Arsenal aufgebaut. Doch abgesehen von der militärischen Ausrüstung, so General Timo Kivinen, sei ein entscheidender Faktor, dass die Finnen zum Kampf motiviert seien. „Die wichtigste Verteidigungslinie befindet sich zwischen den Ohren, wie der Ukraine-Krieg im Moment beweist“.
Finnland und Deutschland im Vergleich
Finnland hat eine Armee mit rund 28.000 Soldaten, dazu 900.000 Frauen und Männer, die als Reservisten ausgebildet sind – bei 5,5 Millionen Einwohnern. Die 83 Millionen Einwohner große Bundesrepublik Deutschland hat eine Truppe von derzeit 183.000 Soldatinnen und Soldaten. Auch wenn man Mitglied der NATO sei, die Finnen haben sich vor knapp einem Jahr nach Jahrzehnten der Neutralität für die Mitgliedschaft beworben, liege die Hauptlast der Verteidigung Finnlands bei Finnland, sagt der Chef der Streitkräfte. Dafür spricht, dass die Finnen kürzlich 64 moderne Kampfjets vom Typ F-35 A beim US-Hersteller Lockheed Martin bestellt haben, Deutschland 35.