Beim Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat starben mindestens 6 Menschen. Foto: dpa

Beim Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat starben mindestens 6 Menschen. Foto: dpa

11.11.2016

Auf Tatort zugerast: Bundeswehrsoldaten erschießen Motorradfahrer

In Afghanistan ist es nur wenige Stunden nach dem schweren Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat zu einem weiteren tödlichen Vorfall gekommen. Soldaten der Bundeswehr erschossen zwei Motorradfahrer, die trotz Absperrung auf den Tatort in Masar-i-Scharif zugerast waren, ein dritter Fahrer wurde schwer verletzt. Das bestätigten Bundeswehrkreise dem DBwV. Zuerst hatte Spiegel Online über den Zwischenfall berichtet. Die Motorradfahrer sollen nicht auf entsprechende Warnungen reagiert haben, hieß es.

Bei der Explosion einer Lastwagenbombe waren am Donnerstagabend mindestens sechs Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden sein. Deutsche seien nicht unter den Todesopfern, hieß es.

Die Taliban begründen ihren tödlichen mit einer deutschen Mitverantwortung an einem US-Luftangriff mit vielen Opfern. Das sagte der Sprecher der Taliban, Sabiullah Mudschahid. Deutschland sei an einem Luftangriff in der nordafghanischen Provinz Kundus beteiligt gewesen, bei dem in der Nacht des 3. Novembers mehr als 30 Zivilisten ums Leben gekommen waren. Die Deutschen hätten den US-Streitkräften die notwendigen nachrichtendienstlichen Informationen zukommen lassen. Deshalb sei in der Nacht das Generalkonsulat angegriffen worden.

Der Chef des Zivilkrankenhauses der Stadt, Nur Mohammed Fais, sagte, bisher seien fünf Leichen in das Krankenhaus eingeliefert worden. Nach Polizeiangaben war auch ein Attentäter ums Leben gekommen, als er vor dem Konsulat die Bombe zündete.

Alle deutschen Mitarbeiter des Konsulats sind laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes „sicher und unverletzt“. Der renommierte afghanische Journalist Bilal Sarwary berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, sie seien in das von der Bundeswehr geführte, etwa zehn Kilometer entfernte Militärlager Camp Marmal gebracht worden. Im Generalkonsulat arbeiten etwa zwei Dutzend deutsche Mitarbeiter.

Unklar ist noch, wie viele Talibankämpfer an dem Angriff beteiligt waren. Der Polizeichef der Stadt, Saied Sadat, sagte, am Morgen sei gegen 6.00 Uhr ein zweiter Attentäter entdeckt und festgenommen worden. Er sei unter Schutt begraben gewesen oder habe sich dort versteckt. In der Nacht hatte er von einem Angreifer gesprochen. In der Mitteilung des Auswärtigen Antes war die Rede von mehreren „schwer bewaffneten Angreifern“, die „vom Sicherheitspersonal des Generalkonsulats, von afghanischen Sicherheitskräften und Sondereinsatzkräften von „Resolute Support „zurückgeschlagen worden“ seien.

In der Nacht hatten die Taliban eine Stellungnahme veröffentlicht, wonach der Angriff auf das Konsulat «Rache» für den Luftangriff in Kundus war. Deutschland wurde als «Invasorenland» bezeichnet. Nach Auskunft der Bundesregierung war die Bundeswehr am fraglichen Luftangriff aber nicht beteiligt. Der Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, General Charles Cleveland, hatte der dpa nach dem Angriff per E-Mail bestätigt, dass die USA einen Luftangriff zum Schutz einer unter Beschuss geratenenen afghanisch-amerikanischen Bodenoffensive ausgeführt hatten.

Der Talibansprecher sagte am Morgen: «Wieso sollten wir die Deutschen nicht angreifen? Deutschland war direkt beteiligt an dem Luftschlag, der Zivilisten das Leben gekostet hat. Dieser Luftangriff basierte auf nachrichtendienstlichen Informationen, die deutsche Soldaten den US-Truppen gegeben haben. Jeder weiß, dass sie noch ein Lager in Nordafghanistan haben. Deutsche Soldaten sind noch immer dort.»

Quelle: dpa

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