Am Hindukusch – und weiter?
Buchpräsentation bei der Bundeszentrale für politische Bildung
Viele politische Debatten verlieren sich hierzulande schnell im Detail, beim Thema PKW-Maut sogar über Monate hinweg. Bei einem elementaren Thema wie den Auslandseinsätzen der Bundeswehr sieht es allerdings grundsätzlich anders aus: Zwar steigt das mediale Interesse vor allem bei schlechten Nachrichten sprunghaft an. Eine wirkliche, fortwährende Auseinandersetzung mit dem Thema ist aber kaum wahrzunehmen.
Umso wichtiger, dass mit „Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz, Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke“ nun ein Buch erschienen ist, das das Zeug dazu hat, als Grundlage für eine fundierte Diskussion zu sorgen. Den beiden Herausgebern, Generalleutnant a.D. Rainer L. Glatz und Rolf Tophoven, ist es zu verdanken, dass vermutlich zum ersten Mal eine Aufarbeitung der deutschen Sicherheitspolitik im Wandel nach 1990 in einer Breite stattfindet, die ihresgleichen sucht.
Allein die persönlichen Erfahrungen von aktiven und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr sprechen für sich: Neben Glatz konnten auch General a.D. Egon Ramms und Generalleutnant Jörg Vollmer als Autoren gewonnen werden. Oberstleutnant Hans-Christoph Grohmann, ehemaliger Führer der Quick Reaction Force in Nordafghanistan, als solcher der erste Offizier der Bundeswehr, der ein komplettes Bataillon im Kampf geführt hat und Stabsfeldwebel Jan Hecht, der seine Erlebnisse als Panzergrenadierzugführer in der Provinz Kunduz beschreibt, lassen Einblicke zu, die in weiten Teilen der Gesellschaft immer noch wenig bekannt sind.
Besonderes Augenmerk gilt dem vernetzten Ansatz, dem „Comprehensive Approach“. Da passt es gut ins Bild, dass von Wissenschaftlern aus dem Fachbereich Sicherheitspolitik, über Medienvertreter bis zum Friedensethiker, der Vertreterin einer NGO und dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei alle denkbar möglichen Perspektiven berücksichtigt wurden.
Bei der Veranstaltung zur Präsentation bei der Bundeszentrale für politische Bildung am 23. April in Berlin wurde dieser Gedanke, gerade in Bezug auf die zukünftigen Einsätze der Bundeswehr, deutlich. Nahezu alle Redner und Podiumsteilnehmer, darunter auch der designierte Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, wiesen auf die gestiegene Bedeutung der zivil-militärischen Zusammenarbeit hin.
Einig waren sich die Diskutanten, dass Einsätze mit einem vergleichbarem Aufwand wie in Afghanistan kaum mehr zu leisten seien. Generalleutnant a.D. Glatz betonte schließlich den Charakter des Buches als Zwischenbericht nach einem entscheidenden Jahr 2014 für die Bundeswehr in Afghanistan zum Ende der Mission ISAF. Eine wirkliche Bilanz sei frühestens in zehn Jahren und durch die Afghanen selbst möglich, so Glatz.
Das Buch „Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke“ kann in Kürze bestellt werden. Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/205485/am-hindukusch-und-weiter