Estland und Lettland vor Kauf von deutscher Flugabwehr IRIS-T
Röthenbach/Riga. Estland und Lettland wollen gemeinsam das deutsche Mittelstrecken-Luftabwehrsystem IRIS-T erwerben. Die Verteidigungsminister der beiden baltischen EU- und NATO-Länder unterzeichneten dazu in Röthenbach eine Rahmenvereinbarung über den Kauf des Systems vom Hersteller Diehl Defence. Dies teilte das lettische Verteidigungsministerium in Riga am Montag mit. Nähere Angaben dazu, wie viele IRIS-T-Systeme angeschafft werden sollen und zu welchem Preis, wurden nicht gemacht. Demnach werde es aber die größte Investition in die Luftverteidigung in der Geschichte Lettlands und Estlands sein.
Gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius unterzeichneten Inara Murniece (Lettland) und Hanno Pevkur (Estland) zudem eine Absichtserklärung über die künftige Beteiligung beider Länder an dem von Deutschland initiierten europäischen Luftverteidigungssystem Sky Shield. Das Projekt Essi (European Sky Shield Initiative) soll dabei helfen, Lücken im NATO-Schutzschirm für Europa zu schließen und damit eine Antwort auf die veränderte Sicherheitslage nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geben.
«Es ist absolut klar, dass wir uns über Russland keine Illusionen machen dürfen. Die Erfahrungen der Ukraine zeigen die Bedeutung eines modernen Luftverteidigungssystems», wurde Murniece in der Mitteilung zitiert. Das IRIS-T-System werde einen «wirksamen und umfassenden Schutz» im Mittelstreckenbereich ermöglichen und sei mit NATO-Systemen kompatibel. Davon werde nicht nur Lettland, sondern die gesamte Region profitieren, sagte sie.
Die Luftverteidigung gilt als eine Schwachstelle der baltischen Staaten. Estland und Lettland grenzen an Russland, Lettland auch an dessen engen Verbündeten Belarus. Die beiden Ostseestaaten betrachten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als direkte Gefahr für ihre Sicherheit. Sie haben ihre Militärausgaben bereits massiv aufgestockt und rüsten ihre Streitkräfte auf.
Das Luftabwehrsystem IRIS-T ermöglicht nach Herstellerangaben den Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Jede Einheit besteht aus Radaranlage, Gefechtsstand und drei auf Lastwagen montierten Raketenwerfern. Das System kann auf Ziele bis 20 Kilometer Flughöhe und 40 Kilometer Entfernung feuern.