Die mit der Covid-19-Pandemie verbundenen Maßnahmen bestimmen bis heute, trotz zwischenzeitlicher teilweiser Lockerung, unseren Alltag und sind seit Bestehen der Bundesrepublik nicht so gravierend gewesen. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Kira Hofmann

Die mit der Covid-19-Pandemie verbundenen Maßnahmen bestimmen bis heute, trotz zwischenzeitlicher teilweiser Lockerung, unseren Alltag und sind seit Bestehen der Bundesrepublik nicht so gravierend gewesen. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Kira Hofmann

09.03.2021
Klaus-Hermann Scharf

Erfahrungen nach einem Jahr mit Corona: Die sozialen Kontakte fehlen

Am 22. März jährt sich der Beschluss des Bundes und der Länder für den ersten bundesweiten Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie. Spätestens an diesem Tag vor einem Jahr wurde allen in Deutschland klar, dass das Virus COVID-19 eine Bedrohung für die Gesundheit und sogar das Leben darstellt. Die damit verbundenen Maßnahmen bestimmen bis heute, trotz zwischenzeitlicher teilweiser Lockerung, unseren Alltag und sind seit Bestehen der Bundesrepublik nicht so gravierend gewesen. Das gilt natürlich auch für den Dienst- und Arbeitsalltag im Geschäftsbereich des BMVg.

Der kommende Jahrestag war Anlass, in den Reihen der zivilen Mitgliedschaft zu fragen, welche Erfahrungen in den vergangenen zwölf Monaten gesammelt wurden. Wie wurde in der Dienststelle gearbeitet? Wurden genügend Angebote für das Homeoffice unterbreitet? Waren die ergriffenen Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen ausreichend, wie sah es mit der Gewährung von Sonderurlaub zur Kinderbetreuung aus, und was sind die persönlichen Empfindungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsalltag unter Corona-Bedingungen? Die zahlreichen Antworten kamen nicht nur aus dem zivilen Bereich. Daher dürften die geschilderten Erfahrungen zumindest auch für die militärischen Kameraden zutreffen, die wie ihre zivilen Kollegen ihre Arbeit hauptsächlich im Innendienst versehen.

Unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten

Je nach Art der Tätigkeit und der technischen Ausstattung wurde und wird die Arbeit unter der Pflicht der Auflockerung sehr unterschiedlich gestaltet. Dazu gehören neben dem klassischen Homeoffice, also der Arbeit zu Hause mit IT in Form von Telearbeit und Mobilem Arbeiten I und II, auch die Heimarbeit ohne IT. Während des ersten harten Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai 2020 wurde aus Fürsorgegründen auch oft ein Teil des Personals mit der Auflage der telefonischen Rufbereitschaft ohne konkrete Aufgaben nach Hause geschickt, dabei allerdings selten unter Anwendung des Annahmeverzugs. Dies ist jedoch in dem noch anhaltenden zweiten strengen Lockdown nur noch selten der Fall. Die Modelle des Vor-Ort-Arbeitens sehen ebenfalls sehr unterschiedlich aus.

Neben der Auflockerung zur Einhaltung der Abstandsregelungen werden oft verschiedene sogenannte Schichtmodelle angewendet, die von einem halbtäglichen über täglichen und wöchentlichen bis hin zu zweiwöchentlichem Wechsel reichen. Nicht selten werden die langfristigen Schichtwechsel mit Homeoffice unterschiedlicher Gestalt kombiniert. Viele Telearbeiter haben keine Präsenzpflicht in der Dienststelle an bestimmten Tagen mehr. Problematisch sind mitunter Rücksprachen innerhalb der Dienststelle und zu anderen Dienststellen, zum einen aufgrund der Schichtmodelle und zum anderen wegen fehlender Weiterleitungen an dienstliche mobile oder an private Telefone.

Das zur Risikogruppe gehörende Personal wurde insbesondere im ersten harten Lockdown nach Hause geschickt, ob mit oder ohne Arbeit. Die Fürsorge für diese Gruppe wird weiterhin ausgeübt, auch wenn einige ihren Dienst in der Dienststelle verrichten müssen, dann jedoch in der Regel von der Belegschaft separiert.

Problem Homeoffice

Der Wunsch nach Homeoffice konnte und kann allzu oft nicht befriedigt werden. Zum einen aufgrund der Art der Tätigkeit oder der Sicherheitsstufe, zum anderen wird unisono das Fehlen ausreichender IT-Ausstattungen beklagt, trotz umfangreichen Bemühens zur Beschaffung weiterer Ausstattungen oder Zulassungen der Nutzung privater IT. Die Wartezeit auf eine IT-Ausstattung für die Telearbeit betrug bereits vor Corona circa zwölf Monate. Erfreulich ist, dass relativ selten Homeoffice trotz gegebener Voraussetzungen und technischer Verfügbarkeit von Vorgesetzten aufgrund fehlenden Willens oder überholter Überzeugung nicht genehmigt wurde.

Trotz der glücklichen Lage für diejenigen, im Homeoffice mit IT-Ausstattung sein zu dürfen, ist die Situation nicht für jeden Betroffenen immer leicht. Dabei ist die Qualität der Internetverbindung und des VPN-Tunnels noch das kleinere Problem. Wer Kinder im schulpflichtigen oder Kita-Alter hat, weiß davon zu berichten. Kleinkinder wegen geschlossener Kitas und im ersten strengen Lockdown gesperrter Spielplätze während der Heimarbeit bei Laune zu halten, bedarf schon der besonderen Fähigkeit des Multitaskings. Gleiches gilt für Schulkinder. Hier noch verschärfend, wenn Homeschooling angesagt ist. Das oft im Fernsehen gezeigte Bild, in dem die gesamte Familie an einem Tisch mit jeweils einem „Läppi“ vor sich sitzt – die Eltern im Homeoffice, die Kinder im Fernunterricht – ist durchaus nicht realitätsfern. Wohl dem, der über einen guten Breitbandanschluss, gutes WLAN und zusätzlich Nerven verfügt.

Dabei sind die meisten Beschäftigten mit Kindern sehr zufrieden mit den angebotenen Möglichkeiten und dem Umfang des Sonderurlaubs oder der Arbeitsbefreiung, wenn Schulen und Kitas geschlossen sind, auch wenn zunächst Guthaben aus dem Gleitzeitkonto abgebaut werden muss.

Fürsorge des Dienst- und Arbeitgebers überwiegend positiv bewertet

Die vom BMI, dem BMVg und den Oberbehörden der Organisationsbereiche sowie für die Bundeswehr vom Sanitätsdienst herausgegebenen Regelungen und Hinweise zu Sonderurlaub, Arbeitsbefreiung, Lohnfortzahlung, Homeoffice, Verhalten in der Dienststelle und zur Hygiene werden allgemein als ausreichend betrachtet. Das gilt überwiegend auch für die Umsetzung in den Dienststellen, wenn es manchmal auch ein wenig gedauert hat. Kritikpunkte sind eher der Regelungsumfang mancher Weisungen und Befehle zur Thematik Corona, die insbesondere durch viele Bezüge und Anlagen eine unübersichtliche Komplexität erfahren haben, sowie der Informationsfluss. Dadurch treten Unsicherheiten zum richtigen Verhalten bei den Beschäftigten auf, denen man allerdings teilweise mit übersichtlichen Aushängen gegenzusteuern versucht. Ebenfalls stoßen unterschiedliche Regelungen zwischen Dienststellen eines Standorts oder einer Liegenschaft, die zum Teil verschiedenen Organisationsbereichen angehören, auf Unverständnis. Deutlich erkennbar ist es am Vorhandensein von Desinfektionsspendern an Eingangstüren oder in Sanitäranlagen.

Überwiegend gute Noten werden den Dienststellenleitungen und unmittelbaren Vorgesetzten hinsichtlich ihres Fürsorgeverhaltens gegeben. Diese Führungspersonen stehen schließlich im Spannungsfeld zwischen Sicherstellung der Gesundheit der Mitarbeiter und der Erfüllung der dienstlichen Aufgaben. Selten wird der Auftragserfüllung zulasten der Gesundheit der Vorrang gegeben.

Deutlich kritischer wird die Einhaltung der AHA-Regeln innerhalb der am Dienstort arbeitenden Belegschaft gesehen und nicht selten eine fehlende Dienstaufsicht beklagt. Wobei in der Regel die Arbeitsplätze mit dem erforderlichen Abstand oder notfalls mit Trennwänden eingerichtet sind. Dies bringt jedoch nichts, wenn Kollegen oder Vorgesetzte sich zum dienstlichen oder privaten Gespräch bei Unterschreitung des 1,50-Meter-Abstands und womöglich ohne Mund-Nasen-Schutz an einem Arbeitsplatz versammeln. Eine berichtete feuchtfröhliche Feier vor Weihnachten unter Verletzung der AHA-Regelung im Beisein und mit Duldung von Vorgesetzten stellt hierbei jedoch eine extreme Ausnahme dar.

ROAR’in Doreen Mann, BAPersBw: „Ich arbeite seit einem Dreivierteljahr fast nur im Homeoffice, da kann man durchaus effizient arbeiten. Man vermisst jedoch den sozialen Kontakt zum Rest des Referates. Auch der persönliche Kontakt zu Familienmitgliedern fehlt.“

Gefühlte Privilegierung und doch psychisch belastend

Mit den getroffenen Maßnahmen und Angeboten, um am Arbeitsplatz – sei es am Dienstort oder zu Hause – gesund durch die Pandemie zu kommen und die pandemiebedingt entstandenen familiären Belastungen abzufedern, sind die Kolleginnen und Kollegen im Allgemeinen zufrieden und dankbar. Fast allen ist die Auswirkung der Corona-Krise in der Privatwirtschaft sehr bewusst und man fühlt sich im Vergleich hierzu in der Bundeswehr durchaus privilegiert.

Ausnahmslos vermisst man die sozialen Kontakte sowohl in der Familie und im Freundeskreis als natürlich auch in der Arbeit. Im Büro, auf dem Flur oder in der Kantine mit den Kollegen nicht nur über die dienstlichen Aufgaben zu klönen, fehlt allen. Telefonate können das Vier- oder Mehraugengespräch am Ort nur bedingt ersetzen. Ebenfalls stellen Besprechungen über WebEx keine Lösung für ein soziales Miteinander dar. Zumal die technische Qualität – dank des unzureichenden Breitbandausbaus – oft zu wünschen übriglässt. Homeoffice wird generell begrüßt als Möglichkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise Dienst oder aktuell zur Vermeidung der Ansteckungsgefahr. Es wird jedoch nicht von allen als dauerhafte beziehungsweise ausschließliche Arbeitsform präferiert, nicht nur von denjenigen, die ihre Ruhe vor den von ihnen zu betreuenden Kindern suchen.

Die vielfältigen Einschränkungen im privaten und beruflichen Umfeld belasten zunehmend die Psyche, insbesondere während des noch andauernden zweiten strengen Lockdowns. Daher wird große Hoffnung auf die nun beginnende wärmere Jahreszeit und die Aussicht auf die Schutzimpfung gesetzt, die Lockerungen der Einschränkungen möglich machen werden. Gleichwohl ist vielen bewusst, dass die Zeit nach Corona nicht mehr die sein wird wie zuvor. Man hofft dabei auf viele positive Aspekte wie die Verbesserung des ortsunabhängigen Arbeitens und die Arbeitszeitgestaltung, befürchtet jedoch gleichzeitig die finanziellen Auswirkungen der Pandemie mit persönlichen Folgen.

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