Eine Soldatin bei einer Veranstaltung der Bundeswehr in Berlin. Foto: dpa

Eine Soldatin bei einer Veranstaltung der Bundeswehr in Berlin. Foto: dpa

01.12.2015

Frauen in der Bundeswehr weiter unterrepräsentiert

Seit bald 15 Jahren stehen Soldatinnen alle militärischen Laufbahnen in der Bundeswehr offen. Frauen in die als typisch männlich geltende Domäne zu integrieren, stellt die Streitkräfte jedoch bis heute vor große Herausforderungen. Ihr Anteil liegt bei lediglich zehn Prozent, in Führungspositionen sind Frauen sogar nur vereinzelt zu finden. Woran liegt das? Und wie kann Integration gelingen? Um dies zu diskutieren, veranstaltete die Abgeordnete Doris Wagner (Bündnis 90/Die Grünen) am 27. November in Berlin ein Fachgespräch unter dem Titel: „Kamerad (w). Was Soldatinnen für das Männerbild der Bundeswehr bedeuten.“

Hendrik Quest von der Karls Universität Tübingen eröffnete das Gespräch mit einem kurzen Vortrag über die „hegemoniale Männlichkeit“, eine gesellschaftliche Praxis, die die dominante soziale Position von Männern und die untergeordnete Position von Nicht-Männern garantieren soll. Mit dem Konzept soll erklärt werden, wie und warum Männer ihre soziale Dominanz gegenüber Frauen und anderen Geschlechtsidentitäten, beispielsweise Transsexuellen, aber auch gegenüber als „schwächer“ wahrgenommenen Männern wie Homosexuellen erreichen und aufrechterhalten. Von einem „Truppenbild ohne Dame“ könne zwar nicht die Rede sein, wie die gleichnamige Studie von Gerhard Kümmel 2014 aufzeigte, dennoch ergeben sich deutliche Anzeichen für „Eintrübungen in punkto Integration“. So waren 57 Prozent der männlichen Bundeswehrsoldaten, die für diese Studie befragt wurden, der Meinung, dass sich die Bundeswehr durch Frauen zum schlechteren verändere.

Im Anschluss diskutierten die geladen Podiumsgäste Dag Schölper vom Bundesforum Männer, Dorothea Siegle, leitende Redakteurin des JS-Magazin, Oberst i.G. Reinhold Janke vom Zentrum Innere Führung sowie Hauptmann Petra Böhm, stellvertretende Vorsitzende Sanitätsdienst im DBwV, über die aufgestellten Theorien und ihre eigenen Erfahrungen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es noch viel zu tun gebe, bis die Bundeswehr tatsächlich als attraktiver Arbeitgeber für Frauen gesehen werde.

Hauptmann Böhm zeigte auf, dass sich seit Öffnung der Bundeswehr für Frauen viele neue Themenfelder ergaben. So sei inzwischen die Vereinbarkeit von Familie und Dienst einer der wichtigsten Punkte zur Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr. Ein großes Problem sahen die Podiumsgäste beim Beurteilungssystem, welches leicht zu einer Diskriminierung der Frauen genutzt werden könne. Oberst Janke gab sich optimistisch, dass die Bundeswehr ihre Attraktivität durchaus weiter steigern könne. Die Bundeswehr sei in den letzten Jahren zivilisierter geworden, eine Gesprächskultur auf Augenhöhe statt Gebrüll sei heutzutage die Grundlage der inneren Führung.

Nach Öffnung der Gesprächsrunde für das interessierte Publikum berichteten ehemalige Soldatinnen und Soldaten von ihren Erfahrungen. Ein Gast schilderte seine positiven Erfahrungen mit der Integration ehemaliger NVA-Soldaten nach der Wiedervereinigung. Damals seien sogenannte Tandems zwischen „Ossis und Wessis“ gebildet worden. Er regte an, eine solche Tandembildung auch für die Integration von Frauen zu nutzen. Zum Abschluss gab die Abgeordnete Wagner zu bedenken, dass die Bundeswehr ein Spiegel der Gesellschaft sei. Und zu unserer Gesellschaft gehören zur Hälfte auch Frauen.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick