Deutscher BundeswehrVerband trauert um Heinz Volland
Ein ganz Großer der Verbandsgeschichte ist von uns gegangen: Ehrenvorsitzender Oberst a.D. Heinz Volland, der die Geschicke des DBwV 18 Jahre lang als Bundesvorsitzender leitete, ist am 10. Juni im Alter von 98 Jahren gestorben.
Allein diese Daten legen Zeugnis ab von der Bedeutung Vollands für den Verband: Seit der Gründung 1956 war Heinz Volland zunächst als Beisitzer und später als Ersatzmitglied Heer im Bundesvorstand engagiert. Von 1967 bis 1985 drückte er fast eine Generation lang der Interessenvertretung seinen Stempel auf und formte den Verband als Bundesvorsitzender aus den Anfangsstrukturen heraus zu einer schlagkräftigen „Truppe“.
Warum gibt es überhaupt einen BundeswehrVerband? Die Frage stellte sich für Volland nicht, der bereits bewusst die 30er Jahre erlebt hatte und selbst Weltkriegsteilnehmer war. Dass nach 1945 Demokratie möglich wurde und dann zunächst ab 1951 im Bundesgrenzschutz (BGS) und ab 1956 in der Bundeswehr die demokratischen Rechte der Uniformierten zu vertreten waren, verlangte förmlich nach einem Interessenverband. Das Koalitionsrecht gemäß Artikel 9 des Grundgesetzes war und ist dazu die Basis.
Volland war als Hundertschaftsführer (Kompaniechef) im BGS und arbeitete ehrenamtlich als stellvertretender Bundesvorsitzender schon im Bundesgrenzschutzverband mit. Einige Tausend BGS-Männer waren – freiwillig – in ganzen Einheiten in die frisch gegründete Bundeswehr überführt worden. Die allgemeinen Gewerkschaften, allen voran die ÖTV, spielten keine Rolle. Da ein DGB-Beschluss gegen die Wiederbewaffnung existierte, waren sie zunächst kaum daran interessiert, Einfluss in den Streitkräften zu gewinnen.
Im Juni 1967 Wahl zum Bundesvorsitzenden
Nach der Gründung des BundeswehrVerbands engagierte sich der ebenfalls in die Bundeswehr gewechselte Volland von Beginn an für die Interessenvertretung. 1963 beauftragte der Bundesvorstand den Major i.G. damit, Lösungsvorschläge für das Problem des Unteroffiziermangels zu erarbeiten. Seine Ideen prägen die Truppe bis heute: Attraktivitätsmaßnahmen waren die Laufbahntrennung von Mannschaften und Unteroffizieren, die Möglichkeiten des Offiziers im Militärfachlichen Dienst und die zwölfjährige Verpflichtungszeit mit Aussicht auf Eingliederung in den öffentlichen Dienst.
1967 im Juni schlug die große Stunde für Heinz Volland: Er wurde zum Bundesvorsitzenden gewählt. „Ich habe damals einen funktionierenden Verband mit vielen fleißigen Mitarbeitern übernommen“, schilderte der Ehrenvorsitzende in einem seiner letzten Interviews. Allerdings galt es auch, alte Zöpfe abzuschneiden: „Ich war noch ein Jahr lang gleichzeitig Bataillonskommandeur und Bundesvorsitzender. Aber dann war mir klar, und das habe ich später jedem gesagt: Man muss sich entscheiden, ob man in der Bundeswehr Karriere machen oder für den Verband da sein will.“ Eine Aussage, die bis heute Gültigkeit behalten habe. Auch dass im Verband keine Politik „gemacht“ wurde, änderte sich nach Volland Amtseintritt. Er entwickelte die Sparte Verbandspolitik, um die sozialen und wirtschaftlichen Belange der Soldaten und ihrer Familien besser vertreten zu können. Hier waren insbesondere die Probleme der Dienstzeitbelastung und die bessere Eingliederung der Soldaten auf Zeit zu lösen.
Weitere Schwerpunkte im Verband waren die Förderung der innerverbandlichen Demokratie durch Wahlen auf allen Ebenen sowie die räumliche Zusammenführung der Bundesgeschäftsstelle. 1970 stand das zentrale Gebäude an der Bonner Südstraße. Der internationale Zusammenschluss von Soldaten wurde 1972 mit „EUROMIL“ Realität. Die Förderungsgesellschaft und die Mildtätige Stiftung des Verbandes, die heute nach Volland benannt ist, wurden gegründet.
Fünf Verteidigungsminister und fünf Generalinspekteure erlebt
„Ich habe fünf Verteidigungsminister, von Schröder bis Wörner, und fünf Generalinspekteure, von de Maizière bis Altenburg, in meiner Zeit als Bundesvorsitzender erlebt“, sagte der Oberst a.D. im Interview. Ein Indiz für die beeindruckende Kontinuität seiner Arbeit, die natürlich auch dem Verband viele Vorteile brachte: Unter Vollands Vorsitz wurden Kontakte zur Wirtschaft geknüpft, um Zeitsoldaten nach ihrem Ausscheiden besser vermitteln zu können. Ebenso wurden Arbeitsplattformen mit verwandten Verbänden und Organisationen installiert.
Trotz aller Gespräche und Abstimmungen gab es auch Konflikte durchzustehen und zu gewinnen. „Innere Führung bedeutet auch, Zivilcourage und Mut vor dem Königsthron zu zeigen, hat Manfred Wörner einmal gesagt“, erzählte Volland. Bei politischen Auseinandersetzungen gab es Versuche, die Soldaten des Verbandes zu disziplinieren. Es gab Drohungen, Demonstrationen als „Ungehorsam“ einzuordnen und die staatsbürgerlichen Rechte der Soldaten einzuschränken. „Das Koalitionsrecht war für mich aber von hoher Bedeutung“, sagte der Ehrenvorsitzende. „Es muss immer wieder neu erkämpft werden, auch in der Zukunft“, war er sich sicher. Er habe etwa als Bundesvorsitzender in einer Besprechung schmunzelnd erlebt, wie ein Generalinspekteur ihm das Wort verbieten wollte. Selbstverständlich erfolglos.
1985 endete für Volland auf eigenen Wunsch die Zeit als Bundesvorsitzender. „Ich habe einen Verband mit hohem Ansehen, hoher Kompetenz und guter finanzieller Basis übergeben und bin stolz darauf, dass meine Nachfolger alles noch besser weiterentwickelt haben“, zog der Ehrenvorsitzende Fazit.
Dass er von 1985 an „nicht mehr der Boss“ war, ist Volland nicht schwergefallen. Er engagierte sich danach in maßgeblichen Funktionen in der „Stiftung Deutscher Offizierbund“, im Kuratorium der Molinari-Stiftung, im Verband der Heimkehrer und im Verband der Bundeswehr-Feuerwehrleute, was sein großes Hobby war. Im betagten Alter hatte Volland noch den 2. Band einer Feuerwehr-Chronik erarbeitet – 300 Seiten dick.
Der Verband wird Heinz Vollands Verdienste um das Gemeinwohl in bleibender Erinnerung und sein Andenken stets in Ehren halten.