Tag der Bundeswehr: Tausende gehen auf Tuchfühlung zur Truppe
Die Bundeswehr kommt an: Erneut ließen sich bundesweit Tausende in die Gelegenheit nicht entgehen, an 14 Standorten auf Tuchfühlung zu ihrer Truppe zu gehen - insgesamt zählte die Bundeswehr 270.000 Besucher. Der fünfte Tag der Bundeswehr war wieder ein voller Erfolg, wenn auch nicht ohne Pannen. Wie jedes Jahr üblich, besuchte die Verteidigungsministerin einen Standort und wurde von dort aus live in alle anderen übertragen. Dieses Mal hatte sich Ursula von der Leyen Faßberg ausgesucht. Die Ministerin wollte gerade Veteranen mit dem neuen Abzeichen auszeichnen, als sie ein Kurzschluss zum Schweigen brachte - der Ton war ausgefallen. An den anderen Standorten verlief die Veranstaltung störungsfrei – zumindest in Koblenz, Schlieben, Stralsund und Augustdorf, wo sich die DBwV-Redaktion einen Überblick verschafft hat.
Bundeskanzlerin zu Gast in Stralsund
Premiere in Stralsund: Zum ersten Mal, seit der Tag der Bundeswehr ausgerichtet wird, besuchte die Bundeskanzlerin einen der Standorte. Im Stadthafen der Hansestadt traf Angela Merkel auf den Generalinspekteur, General Eberhard Zorn, den Inspekteur Marine, Vizeadmiral Andreas Krause und den Kommandeur der Marinetechnikschule Parow, Kapitän zur See Oliver Jülke. Auch der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels besuchte den Standort am Strelasund.
Merkel betonte die lange Bindung von Stralsund zur Marine. „Stralsund und die Marinetechnikschule haben eine wunderbare Partnerschaft“, sagte die Kanzlerin. Und sie zeigte sich dankbar für den Einsatz der Bundeswehr: „Die Bundeswehr, das sind 250.000 Menschen, die jeden Tag damit beschäftigt sind, dass wir in Frieden und Sicherheit leben.“ Der Tag der Bundeswehr sei ein guter Tag um zu zeigen, was tolles in den Streitkräften geleistet werde. Ein besonderer Gruß der Bundeskanzlerin war an die Soldaten in den Einsatzgebieten gerichtet.
Insgesamt kamen in diesem Jahr mehr als 8000 Menschen zum Tag der Bundeswehr in Stralsund. Dort gab es die seltene Gelegenheit, an Bord eines Kriegsschiffes zu gehen. Dafür hatten der Tender „Rhein“, das Minenjagdboot „Rottweil“ und das Mehrzwecklandungsboot „Lachs“, das letzte in Diensten der Marine, in dem Ostseehafen festgemacht. Eine spektakuläre Flugvorführung mit einem „Sea Lynx“-Hubschrauber begeisterte die Zuschauer ebenso wie eine Tauchvorführung.
Doch nicht nur die Marine war zu sehen: Das Heer war mit der Panzerhaubitze 2000, dem Schützenpanzer Marder und weiterem Gerät vertreten. Pünktlich zum Besuch der Kanzlerin richteten sich alle Köpfe nach oben, als ein Airbus A400M den Stadthafen überflog, in dem auch die „Gorch Fock 1“ liegt. Das alte Segelschulschiff und die historischen Speicher der Stadt waren am Morgen auch die Kulisse für die Vereidigung von 94 Rekruten der Marinetechnikschule.
Wo die Bundeswehr ist, ist natürlich auch der BundeswehrVerband. Das Glücksrad am DBwV-Stand war wieder einmal Publikumsmagnet – von ein paar Regentropfen zur Mittagszeit ließen sich die großen und kleinen Gäste nicht abschrecken. Der Vorsitzende Marine im DBwV-Bundesvorstand, Fregattenkapitän Marco Thiele, hatte sich in diesem Jahr die Hansestadt für einen Besuch ausgesucht. Thiele begleitete Vizeadmiral Krause auf seinem Rundgang durch das Hafengebiet.
Ein spannender und ereignisreicher Tag in Koblenz
In Koblenz, der einst größten Garnisonstadt Europas, übernahm die Wehrtechnische Dienststelle 41, Außenstelle Koblenz, die Gastgeberrolle. Die Bundeswehr organisierte aufwendig den Transport der Menschenmassen von den Parkplätzen in den umliegenden Kasernen zum Veranstaltungsort an der Mosel. Bereits um 11 Uhr waren die Fahrzeuge und Stände dicht umlagert.
Wie wichtig diese Begegnungen zwischen Bundeswehr und Zivilgesellschaft sind, strich der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber heraus. Er ermunterte die Besucher, sich ein Bild davon zu machen, wie hart und entbehrungsreich der bisweilen gefährliche Dienst fürs Gemeinwesen ist. „Und bevor Sie hinausgehen aus dem Veranstaltungsgelände, sagen Sie einfach einmal Danke dafür. Sie werden in leuchtende Augen blicken.“ Noch besser wäre es, so Tauber, wenn ein solches Dankeschön denjenigen, die sich täglich für die Gesellschaft einsetzen, auch im Alltag zuteil würde. Tauber schloss hier ausdrücklich etwa auch Polizisten und Rettungskräfte ein. Der Beifall zeigte, dass der Staatssekretär den richtigen Ton getroffen hatte.
Eindrucksvoll hatte die Bundeswehr aufgefahren, was sie so alles an Fahrzeugen bewegt, vor allem zum Verwundetentransport. Spezialgefährte wie der „Husky“ lockten besonders viele Besucher an. In einer Vorführung demonstrierten Soldaten denn auch, wie schnell sie verwundeten Kameraden im Ernstfall helfen können. Hauptattraktion war zudem die Schlauchbootfahrt auf der Mosel, ein Riesenspaß für alle Altersgruppen. Zahlreiche Besucher ließen sich das frisch aufbereitete Moselwasser schmecken, das die Trinkwasseraufbereiter durch ihre komplexe Anlage laufen ließen.
Und auch die Jüngsten kamen auf ihre Kosten. Spielecken und Klettergerüste übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Da ließen sich die Kleinen unter der liebevollen Anleitung des medizinischen Personals sogar aufs Zahnputztraining ein – und wussten nachher, wie’s richtig geht. Das Zentrum Innere Führung präsentierte seine „Unternehmenskultur“ für die Bundeswehr mit einer multimedialen Schau in einer großen Halle, dem „Dark Room“.
Natürlich war auch das eine oder andere Waffensystem zu studieren, etwa die Panzerhaubitze 2000 oder der „Puma“. Geduldig beantworteten die Soldaten und zivilen Mitarbeiter an den zahlreichen Ständen die neugierigen Fragen der Besucher.
Selbstverständlich zeigte auch der BundeswehrVerband Flagge. Sein Stand war wie immer umlagert, und das lag nicht nur am Glücksrad. Die engagierten Mandatsträger und Mitarbeiter aus allen Ebenen füllten viele Wissenslücken zur Interessenvertretung aller Bundeswehrangehörigen.
Am Ende hatte eine große Besucherschar einen spannenden und ereignisreichen Tag erlebt. Und die Bundeswehr viel dafür getan, dass mehr Menschen als zuvor wissen, wie wichtig der Dienst ihrer Angehörigen für die Gesellschaft ist.
Augustdorf: Mehr als 27.000 Besucher bei der Panzerbrigade 21 Lipperland
Die Panzerbrigade 21 Lipperland empfing in Augustdorf, in einer der größten Kasernen Deutschlands, 27.200 Besucher. Es waren noch mehr Besucher als 2017 (rund 26.000), als die Augustdorfer das erste Mal beim Tag der Bundeswehr mitmachten. Der Aktionstag begann mit dem Überflug eines A400M und einem historischen Ereignis: Der Kommandeur der Panzerbrigade 21, Ansgar Meyer, wurde zur Eröffnung vom Inspekteur Heer Jörg Vollmer auf der Bühne vom Oberst zum Brigadegeneral befördert. Sonst wird das von der Verteidigungsministerin in Berlin vorgenommen. „Es ist mir eine besondere Ehre, dass Sie das in diesem Rahmen hier machen“, bedankte sich Meyer bei Generalleutnant Vollmer. Zudem ist es für die Brigade ein besonderes Jahr, denn sie feiert 60-jähriges Bestehen.
Hier drehte sich beim Tag der Bundeswehr, wie der Name der Brigade schon vermuten lässt, alles rund um Panzer. Schweres Gerät, darunter auch der neue Schützenpanzer Puma, der schrittweise den Schützenpanzer Marder ablöst, wurde den Besuchern in Ausstellungen sowie in dynamischen Vorführungen präsentiert. Als Zuschauermagnet erwies sich dabei ein Bildausschnitt aus einem Gefecht. In rund 40 Minuten präsentierten die Soldaten mitsamt Fahrzeugen und Ausrüstung, wie der Ablauf im Ernstfall aussieht, geschossen wurde mit Gefechtsmunition. Mit für schweres Gerät unerwartet hoher Geschwindigkeit schnellten die Panzer über den Platz, beschossen den Feind, eine Brücke wurde über unwägbares Gelände gelegt, immer wieder kamen Maschinengewehre zum Einsatz, aber auch deutlich schwerere und größere Munition wurde aus den Rohren der Panzer abgefeuert. Eine actionreiche Darstellung, die die Zuschauer begeisterte.
Zwar weniger actionreich, aber nicht minder interessant war die Vorführung der Logistik. Das Verladen eines Panzers auf einen Lkw, Mammut genannt, und auch das Entfernen des Motors aus einem Marder konnten die Besucher bestaunen. Highlight war die kurze, aber imposante Szene, als ein Bergepanzer Büffel mit hoher Geschwindigkeit zum Abschleppen eines Panzers eilte. Ihm im Weg stand ein Falschparker. „Für den Büffel kein Problem“, kündigte die Moderatorin an. Ohne langsamer zu werden preschte das Kettenfahrzeug über den Kleinwagen, für den Panzer nur ein kurzes Ruckeln, aber keine Behinderung. Das Auto glich danach einer Metall-Flunder.
Auf dem rund 16 Hektar großen Gelände der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne waren zahlreiche Fahrzeuge, auch aus anderen Standorten, zum Anfassen ausgestellt. Kinder und Erwachsene konnten auf Panzer klettern, einsteigen und sich damit fotografieren lassen. Auch ein Kampfhubschrauber Tiger aus Fritzlar war zu sehen, wenn auch nur von der Absperrung aus. Auch Kameraden aus Österreich, England, Polen und den Niederlanden waren mit Fahrzeugen und Geräten vertreten, die der Öffentlichkeit zugänglich waren.
Schlieben: Enge Verbundenheit zwischen Bundeswehr und Gesellschaft in Brandenburg
Wie eng Bundeswehr und Gesellschaft in Südbrandenburg verbunden sind, hat das Wochenende in Schlieben gezeigt. Dort fand zum zweiten Mal seit 2016 der Tag der Bundeswehr statt, diesmal aber mit einer Besonderheit: Parallel wurde der traditionelle Moienmarkt im Ort veranstaltet. Und zum ersten Mal in dessen mehr als 500-jähriger Geschichte war der Termin verschoben worden, damit der Tag der Bundeswehr in das Stadtfest eingebettet werden konnte.
Als „eine tolle Geste“ bezeichnete dies Generalleutnant Peter Bohrer, stellvertretender Inspekteur der Streitkräftebasis, in seinem Grußwort. Für ihn sei es wichtig, dass die Bundeswehr mit der Öffentlichkeit ins Gespräch kommt. Schließlich müssten die Menschen darüber informiert werden, was die Streitkräfte leisten und warum in die Einsatzgebiete wie zum Beispiel Mali geschickt werden.
Oberst Olaf Detlefsen, Kommandeur des Landeskommandos Brandenburg, hob am Rande der Veranstaltung die guten Beziehungen zwischen der Bundeswehr und der Stadt hervor. „Die zivil-militärische Kooperation ist hier eine gelebte Sache“, sagte er. Zudem betonte er, dass sich neben den Streitkräften auch die „Blaulicht“-Organisationen wie Polizei, Feuerwehr, THW und DRK auf dem Großevent präsentierten. Man sei eine Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel in der zivil-militärischen Zusammenarbeit verfolge.
Und auf noch eine Besonderheit wies Detlefsen hin: Der Tag der Bundeswehr in Schlieben hatte auch eine internationale Komponente. So waren unter anderem japanische, polnische und US-amerikanische Militärangehörige bei der Veranstaltung dabei.
Gezeigt wurde in nahezu dem gesamten Stadtgebiet Schliebens diverses Gerät des Heeres und der Streitkräftebasis. Die Marine war mit einer Delegation der Fregatte „Brandenburg“ vertreten. Und die Luftwaffe sorgte für gebannte Blicke in den Himmel: Ein Transportflugzeug des Typs A400M überflog den Ort – und das gleich zwei Mal.
Viel los war auch im bayrischen Dillingen: Dort wollten mehr als als 24.000 Menschen den Tag der Bundeswehr erleben. Sie bekamen auch gute Unterhaltung geboten: Ausbilder Schmidt sorgte für so manchen Lacher. Der DBwV zeigte natürlich auch in Dillingen Präsenz: Wie an allen anderen Standorten war am Stand des Verbands stets viel los. Auch der stellvertretende Bundesvorsitzende, Hauptmann Andreas Steinmetz, besuchte dort den Tag der Bundeswehr und nutzte die Gelegenheit, sich mit den Mandatsträgern vor Ort auszutauschen.