Seite mehreren Wochen läuft schon der Abzug, nun ist er abgeschlossen: Die letzten deutschen Soldaten haben Camp Marmal verlassen. Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz

Seite mehreren Wochen läuft schon der Abzug, nun ist er abgeschlossen: Die letzten deutschen Soldaten haben Camp Marmal verlassen. Archivfoto: Bundeswehr/Torsten Kraatz

29.06.2021
Yann Bombeke

Der Afghanistan-Einsatz ist zu Ende: Letzte deutsche Soldaten auf dem Heimflug

Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist Geschichte: Die letzten deutschen Soldatinnen und Soldaten haben am Abend Camp Marmal verlassen.

Dienstag, 29. Juni 2021, 21:24 Uhr: Dies ist der Augenblick, in dem der Afghanistan-Einsatz für die Bundeswehr nach fast 20 Jahren beendet ist. Das meldete am Abend die Bundeswehr. Die letzten Kontingentangehörigen, unter ihnen Kommandeur Brigadegeneral Ansgar Meyer, verließen an Bord eines Airbus A400M das Land. Sie befinden sich nun auf dem Weg ins georgische Tiflis. Die Ankunft in Deutschland sei am Vormittag des 30. Juni geplant, berichtet die Bundeswehr. Bei der Landung sollen die Soldatinnen und Soldaten vom Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Erich Pfeffer, empfangen werden. An Bord des Flugzeugs befinden sich nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur auch die zur Absicherung des Feldlagers verlegten Soldaten des Kommandos Spezialkräfte.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte: „Ein historisches Kapitel geht zu Ende, ein intensiver Einsatz, der die Bundeswehr gefordert und geprägt hat, bei dem sich die Bundeswehr im Kampf bewährt hat. Ein Einsatz, bei dem Angehörige unserer Streitkräfte an Leib und Seele verletzt wurden, bei dem Menschen ihr Leben verloren haben, bei dem wir Gefallene zu beklagen hatten. Meine Gedanken sind bei ihnen, sie bleiben unvergessen. Mein großer Dank gilt heute den über 150.000 Männern und Frauen in Uniform, die dort seit 2001 ihren Dienst verrichtet haben. Sie können stolz sein auf das, was sie geleistet haben! Denn sie haben alle Aufträge, die ihnen das Parlament gegeben hat, erfüllt – mit Professionalität und mit Überzeugung.“

Damit ist der Einsatz beendet, der die Bundeswehr geprägt hat wie kaum ein anderer. Insgesamt 59 Soldaten verloren in Zusammenhang mit dem Einsatz ihr Leben, 35 von ihnen fielen im Gefecht oder bei Anschlägen. Im Dezember 2001 hatte der Bundestag das erste Afghanistanmandat verabschiedet. Die damalige rot-grüne Regierung hatte nach den Terroranschlägen vom 11. September, die von afghanischem Boden aus geplant worden waren, den USA ihre Unterstützung versprochen – es waren Gerhard Schröders Worte der „uneingeschränkten Solidarität“. Im Januar 2002 trafen die ersten Bundeswehrsoldaten in Kabul ein. Später wurde der Einsatz auf den Norden des Landes ausgeweitet.

Dort war Deutschland Führungsnation, zunächst im Rahmen der ISAF-Mission, später von „Resolute Support“. Vor allem die Jahre von 2008 bis 2011 waren von Gewalt geprägt. Ins kollektive Gedächtnis der Bundeswehr eingebrannt hat sich das Karfreitagsgefecht in Char Darreh vom 2. April 2010. Drei Fallschirmjäger fielen im Gefecht, acht weitere wurden zum Teil schwer verwundet. Dies war nur einer von vielen bitteren Tagen für die Bundeswehr, aber er führte dazu, dass auch in Deutschland endlich erkannt wurde, was den Soldatinnen und Soldaten schon lange klar war: In Afghanistan befindet sich die Bundeswehr im Krieg.

Die US-Regierung unter Joe Biden hatte den jetzigen Abzug beschleunigt, so dass auch die Bundeswehr ihren Abzug deutlich vorantreiben musste. Zuletzt hatte die Gewalt in Afghanistan wieder deutlich zugenommen, radikal-islamische Taliban-Kämpfer haben bereits die Kontrolle über zahlreiche Bezirke im Land übernommen.

Der Afghanistan-Einsatz ist nun Geschichte. Unklarer denn je ist, wie es um die Zukunft des Krisenlandes am Hindukusch bestellt ist.

Aktualisiert am 30.06.2021, 09.15 Uhr

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