Vom Preußischen Reitenden Feldjägerkorps zur modernen Militärpolizei der Bundeswehr
Am 6. Oktober 1955 wurde mit dem Aufstellungsbefehl Nr. 1 für die Bundeswehr die Neuaufstellung deutscher Streitkräfte beschlossen. Neben gemischten Lehrkompanien, einem Musikkorps und einer Wirtschaftsgruppe wurde eine Militärpolizei-Lehrkompanie aufgestellt.
Bereits am 30. Januar 1956 wurde durch Staatssekretär Rust angeordnet, dass der Begriff „Militärpolizei“ durch den des „Feldjägers“ zu ersetzen sei. Grund hierfür war, dass es nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) auch zu einer deutlichen Abkehr von dem bis dato angestrebten Modell der Militärischen Ordnungstruppe „police militaire“ kam. Die Militärische Ordnungstruppe der geplanten EVG sah weitreichende polizeiliche Funktionen und Kompetenzen vor, die weit über die eigene Streitkräfteorganisation hinausgingen. Bereits bei der Aufstellung der bundesdeutschen Streitkräfte jedoch wurden die allgemeinpolizeilichen Befugnisse nicht übertragen. Geschaffen wurde eine Ordnungs- und Marschregelungstruppe, ein Instrument zur Truppenführung, das keinesfalls den Verdacht erwecken sollte, dass die im Grundgesetz verankerten föderativen Strukturen der Polizei umgangen werden könnten. Weshalb man sich im Januar 1956 ausgerechnet auf den Begriff des Feldjägers besann, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit bestimmen. Aus einer Stellungnahme des Bundesverteidigungsministeriums vom 11. November 1958 lässt sich jedoch entnehmen, dass das Preußische Reitende Feldjägerkorps das Leitbild der neuen Feldjägertruppe prägen sollte.
Einst eng mit Jägern verbunden
Das Preußische Reitende Feldjägerkorps wurde am 24. November 1740 von Friedrich dem Großen ins Leben gerufen. Ziel war es durch geeignete „Wegweiser“ die Armee wendiger führen sowie unauffälliger und kräftesparender verschieben zu können. Das Feldjägerkorps gehörte zum Hauptquartier des Königs und war dem Generaladjutanten unterstellt. Die Truppe, die organisch nie zur Kavallerie gehörte, war eng mit den Jägern und Forstleuten verbunden und wurde aus deren Mitte rekrutiert.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Feldjäger vorrangig im internationalen Krisenmanagement eine herausragende Reputation erarbeitet. Mit den Kernfähigkeiten und Spezialisierungen wie Personenschutz, Erhebungen und Ermittlungen oder Luftsicherheit waren und sind Feldjäger auch weiterhin nicht aus den Einsätzen der Bundeswehr wegzudenken.
Mit der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist die Unterstützung der Landstreitkräfte in allen Operationsarten sowie Intensitäten wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Mit dem Ziel der Verbesserung der Kohäsion von Großverbänden sowie der Stärkung der „Kaltstartfähigkeit“ sollen die Fähigkeitskommandos der SKB, so auch das Kommando Feldjäger der Bundeswehr, dem Kommando Heer unterstellt werden. Nach dem Motto „Organisiere Dich, wie Du kämpfst“ geht es darum, Fähigkeitslücken zu schließen und ein gemeinsames taktisches Verständnis zu entwickeln. Die Unterstützung der anderen Dimensionen sowie auch die Aspekte des Heimatschutzes und des Host Nation Supports werden zudem weiterhin durch den Aufgabenbereich sichergestellt.