Gefallen in Afghanistan: Martin Augustyniak erhält doch Gedenkplatz in Bielefeld
Bielefeld. Martin Augustyniak war erst 28 Jahre alt, als er im Karfreitagsgefecht 2010 in Afghanistan gefallen ist. Gemeinsam mit seinen Kameraden des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf geriet er in einen Hinterhalt, stundenlang standen sie unter schwerem Beschuss. Augustyniak und zwei seiner Kameraden verloren ihr Leben, elf weitere Soldaten wurden zum Teil schwer verletzt. Einer der dunkelsten Tage für die Bundeswehr – noch schwärzer für die Familien der Gefallenen. Lange setzte sich Ursula Wolf, die Mutter Augustyniaks, für einen Ort des Gedenkens in Bielefeld, der Heimatstadt des gefallenen Hauptgefreiten, ein. Jetzt ist sie endlich am Ziel: Ein Platz in der ostwestfälischen Stadt soll nach Martin Augustyniak benannt werden. Zuvor hatte die örtliche SPD sich jedoch gegen das Vorhaben gestellt und damit bundesweit für Aufsehen und Empörung gesorgt.
Die Schlagzeile einer Lokalzeitung in Ostwestfalen-Lippe ging viral: „Wollen keinen Heldengedenkplatz – SPD verhindert Benennung nach dem gefallenen Soldaten Martin Augustyniak“. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken war groß. Menschen aus Politik und Gesellschaft reagierten mit Unverständnis. Kritik an den Sozialdemokraten in Bielefeld-Brackwede wurde laut. Insbesondere weil die örtliche SPD zuvor das Vorhaben unterstützt hatte, einen Platz nach dem Soldaten zu benennen.
Schon lange setzt sich Ursula Wolf dafür ein, dass ihr für Deutschland gestorbener Sohn eine Würdigung in der Heimatstadt erhält. Bereits im Jahr 2018 stellten die Hinterbliebenen Augustyniaks den Bürgerantrag, Straßen nach Martin Augustyniak und dem 2011 in Afghanistan gefallenen Bielefelder Alexej Kobelew zu benennen. Doch man wollte nicht eine bestehende Straße umbenennen, das stünde den Interessen der jeweiligen Anwohner entgegen, lautete einer der Kritikpunkte seitens der Lokalpolitiker. Der Vorschlag, einen noch unbenannten Platz nach Augustyniak zu benennen, erhielt hingegen großen Zuspruch. Auch seitens der SPD. So stimmten die Bezirksvertreter Bielefeld-Brackwede bereits im Januar 2019 mehrheitlich dafür, einen kleinen Platz mit Grünfläche nach dem gefallenen Soldaten zu benennen. Lediglich die Linke stimmte dagegen.
Eine gestiftete Bank mit Namen und Todestag steht bereits dort. Es fehlt nur noch die Benennung des Platzes. Doch dann verhinderten die Sozialdemokraten das Vorhaben in letzter Sekunde. Man habe „die Reißleine gezogen, damit der Platz nicht zur Kultstätte oder zum Wallfahrtsort wird“, werden die Sozialdemokraten in den lokalen Medien zitiert. Ein Ort der Heldenverehrung sollte nach Ansicht der SPD verhindert werden – auch mit Blick auf die jüngsten Ereignisse hinsichtlich nationalsozialistischer Tendenzen einiger Bundeswehrsoldaten. Diese Haltung bescherte den Sozialdemokraten weit über Bielefeld hinaus Missgunst und Ablehnung.
Das Thema verbreitete sich rasant. Zahlreiche Politiker äußerten sich zu dem Sachverhalt. Florian Hahn, stellvertretener CSU-Generalsekretär, schrieb: „Das ist beschämend & sollte korrigiert werden!“ Auch der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber meldete sich via Twitter zu Wort:
Wäre gut, die SPD denkt nochmal nach. Es geht hier nicht nur um den einzelnen gefallenen Kameraden. Es geht um die Frage der Wertschätzung derjenigen, die im Zweifel für uns Frieden und Freiheit verteidigen. pic.twitter.com/fM9hXmxPjx
— Peter Tauber (@petertauber) August 26, 2020
Das Thema wurde immer brisanter, die Brackweder SPD gerät unter Druck. Und entschuldigt sich. In einer Pressemitteilung heißt es: „Daher werde der Beschluss überdacht und der neuen Fraktion der neuen Bezirksvertretung empfohlen, nach der Wahl den Gedenkplatz für Martin Augustyniak auch offiziell nach ihm zu benennen.“ So kann die Familie vielleicht doch noch ein Stück Frieden finden.