Studierende der Helmut-Schmidt-Universität in der Bibliothek   Foto: Reinhard Scheiblich

Studierende der Helmut-Schmidt-Universität in der Bibliothek Foto: Reinhard Scheiblich

04.10.2023
Von Philipp Kohlhöfer

Klein aber fein

Vor 50 Jahren werden die Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München gegründet. Es ist eine Erfolgsgeschichte.

Man merkt es sofort und irgendwie auch wieder nicht. Die gleichen Strukturen, die gleichen Inhalte, die gleichen akademischen Grade wie in zivilen Universitäten einerseits, aber mehr Uniformen, viel mehr blaue Hemden und mehr Männer andererseits: Die Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München werden fünfzig Jahre alt. Auf Anregung des damaligen Verteidigungsministers Helmut Schmidt nehmen sie am 1. Oktober 1973 den Lehrbetrieb auf. Drei Jahre später verlassen die ersten Absolventen die Hochschulen - und werden dringend gebraucht: Es mangelt an Offizieren, zumal die Ansprüche an das militärische Führungspersonal immer höher werden.

Die Gründung beider Hochschulen zieht sich drei Jahre und beginnt sehr deutsch: mit einem Erlass zur Bildung einer Kommission. Das klappt in der Folge allerdings erstaunlich gut, die Universitäten wachsen.

Heute sind sie etwa gleich groß, was in dem Fall bedeutet: eher klein, und das gilt auch für die Lerngruppen, nur wenige Studenten kommen auf eine Lehrkraft. Beide sind Campus-Universitäten. Unterkünfte, Sportstätten, Bibliotheken und Fakultäten liegen auf einem Gelände. Das bedeutet: Kurze Wege, schnelle Unterstützung durch Dozenten und einen direkten Bezug zu den Universitäten. Bei beiden spielt die Abiturnote keine Rolle, ein Aufnahmetest ersetzt sie. Das Studium ist kürzer als an einer zivilen Universität, da es statt Semestern Trimester gibt - was die vorlesungsfreie Zeit verkürzt. Der Grund: Beide Unis sind sogenannte Bedarfsuniversitäten. Man studiert nicht für den freien Arbeitsmarkt, sondern für den Bedarf der Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine. Studieren kann man daher in der Regel nur in Verbindung mit der Offiziersausbildung. Die Regelverpflichtungszeit beträgt dabei dreizehn Jahre. Eine Ausnahme bilden Industriestipendien – da dürfen dann auch Zivilsten studieren und die Vorteile der sehr guten Ausstattung nutzen. Wer sein Studium bei der Bundeswehr im Rahmen der Offiziersausbildung absolviert, erhält vom ersten Semester an ein Gehalt, in der Kneipe arbeiten muss niemand - schließlich sind die Studenten Soldaten, die während ihres Studiums nur beurlaubt sind.

Und so vergisst man leicht, dass sowohl das Campusgelände, als auch die Wohnmöglichkeiten militärische Bereiche sind: Nicht-Angehörigen der Streitkräfte ist das Betreten generell nicht erlaubt. Die Bibliotheken kann man aber auch als Student einer zivilen Universität nutzen, weil der Aufenthalt von Zivilisten geduldet wird. Die Duldung kann allerdings jederzeit widerrufen werden, wenn es die Lage erfordert.

Zwar hat die Universität in Hamburg den berühmteren Namen, Helmut-Schmidt-Universität, die in München ist aber im Zuge des russischen Angriffskrieges über die Grenzen von Bundeswehr und Studentenschaft bekannt geworden. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Universitäten. Er ist eigentlich nicht mal repräsentativ, denn die Universität in München ist spezialisiert auf Ingenieurwissenschaften, insbesondere auf den Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik und Informatik, während die Einrichtung in Hamburg Geistes- und Sozialwissenschaften in den Vordergrund rückt. Es gibt jedoch auch Gemeinsamkeiten im Fächerangebot beider Universitäten. So kann man in Hamburg auch technische Studiengänge studieren wie Maschinenbau und Elektrotechnik, und in München eben auch Staats- und Sozialwissenschaften.

Das Ziel beider Universitäten ist ohnehin das Gleiche: Wissenschaftliche Erkenntnisse und militärische Praxis miteinander kombinieren. Dabei sind die beiden Universitäten zwar bei der Bundeswehr angesiedelt, aber keine Militärakademien wie etwa West Point in den USA. Sowohl in Hamburg als auch in München ist man der Freiheit der Wissenschaft verpflichtet - da Verteidigungs- und Sicherheitspolitik in einer sich ständig veränderten Welt eine komplexe Aufgabe ist, muss das wissenschaftlich untermauert werden.

Dabei ist das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens ohnehin  sinnvoll, denn die Karriere bei der Bundeswehr ist nicht unbedingt garantiert. Die Armee übernimmt nur 20 bis 25 Prozent der angehenden Offiziere nach ihrem Abschluss. Der Rest muss sich in der freien Wirtschaft bei Unternehmen und anderen Behörden bewerben – was in der Regel aber gut klappt. Absolventen bringen nämlich neben der akademischen Ausbildung noch eine weitere Qualifikation mit – und zwar Führungserfahrung: ein klarer Vorteil gegenüber anderen Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt.

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