Gedenken zum 29. Jahrestag des Massakers von Srebrenica: Ein bosnischer Junge mit seiner Mutter an einem Grabstein in der Gedenkstätte in Potocari unweit von Srebrenica. Foto: picture alliance/REUTERS/Amel Emric

Gedenken zum 29. Jahrestag des Massakers von Srebrenica: Ein bosnischer Junge mit seiner Mutter an einem Grabstein in der Gedenkstätte in Potocari unweit von Srebrenica. Foto: picture alliance/REUTERS/Amel Emric

13.07.2024
Von Yann Bombeke

Genozid von Srebrenica: Erstmals weltweiter Gedenktag

Es war ein tragischer Höhe- und Wendepunkt des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina: Im Juli 1995 verübten serbische Truppen in Srebrenica ein fürchterliches Gemetzel an der Zivilbevölkerung. Jetzt wurde erstmals mit einem internationalen Gedenktag an die mehr als 8000 Opfer des Genozids erinnert.

Das Grauen findet sich noch immer in den hügeligen Wäldern rund um die bosnische Kleinstadt Srebrenica: Regelmäßig werden noch Leichen von Opfern des Völkermords, der sich vor 29 Jahren ereignete, geborgen. So wurden bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung in Srebrenica 14 weitere Menschen beigesetzt, deren Leichen erst kürzlich gefunden worden waren – 17 Jahre alt war das jüngste Opfer, 68 das älteste. Das Besondere an den Feierlichkeiten in diesem Jahr: Erstmals wird der Jahrestag des Massakers als weltweiter Gedenktag begangen.

Erst im vergangenen Mai hatten zwei Staaten eine Resolution in die UN-Vollversammlung eingebracht, die das Ziel hatte, den Jahrestag des Völkermordes als internationalen Gedenktag einzuführen. Diese beiden Staaten waren Deutschland und Ruanda, einem Land, das selbst Erinnerungen an einen grauenvollen Völkermord verarbeiten muss. Wenig überraschend kam aus Belgrad Protest von Serbiens Präsident Aleksandar Vucic, ebenso aus Banja Luka von Milorad Dodik, ultranationalistischer Präsident der Republika Srpska, der serbisch dominierten Teilrepublik im heutigen Bosnien-Herzegowina. Bis heute leugnet Dodik den Völkermord von Srebrenica.

Einsatz der niederländischen Blauhelme sorgt noch immer für Diskussionen

Dabei gibt es keine Zweifel an der serbischen Urheberschaft des Massakers: Im Sommer 1995 hatten serbische Truppen, befehligt von General Ratko Mladic, Srebrenica, das von den Vereinten Nationen zur Schutzzone erklärt worden war, abgeriegelt. Nur eine Handvoll leicht bewaffneter niederländischer Blauhelm-Soldaten schützte den Bereich, in den sich zahlreiche Schutzsuchende aus anderen Teilen Bosniens zurückgezogen hatten. Ab dem 11. Juli drangen die serbischen Truppen in die Enklave ein. Die rund 600 niederländischen UN-Soldaten hatten der Übermacht nichts entgegenzusetzen, die Rufe nach Luftnahunterstützung blieben weitgehend ungehört. Dennoch wird die Rolle des „Dutchbat“ bis heute vor allem in den Niederlanden kontrovers diskutiert.

Bald begannen die serbischen Truppen unter den Augen der Blauhelme mit der Selektion: Frauen wurden von den Männern getrennt und mit Bussen fortgebracht. In den darauffolgenden Tagen wurden die Männer, unter ihnen viele Alte, aber auch heranwachsende Jugendliche, in den Wäldern rund um Srebrenica ermordet und in Massengräbern verscharrt.

Wendepunkt im Bosnienkrieg

In gewisser Weise war der Völkermord von Srebrenica auch ein Wendepunkt im Bosnienkrieg, der zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren tobte. Nur zwei Monate später begann die NATO mit umfassenden Luftschlägen gegen die serbischen Truppen in Bosnien. Im November 1995 endete der Krieg in Bosnien mit dem Abkommen von Dayton. Ratko Mladic wurde später ebenso wie das damalige politische Oberhaupt der Republika Srpska, Radovan Karadzic, vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt.

Doch die Reaktionen aus Serbien und aus der Republika Srpska zum Jahrestag des Genozids von Srebrenica zeigen, dass zumindest dort von einer Aufarbeitung keine Rede sein kann. Es wird immer noch die nationalistische Karte gespielt – mit Unterstützung aus Moskau, das die Konflikte in diesem Teil Europas nur allzu gerne am Köcheln hält.

Zum 25. Jahrestag des Genozids von Srebrenica hat unsere Redaktion in einer Multimediareportage die damaligen Ereignisse zusammengefasst. Hier gelangen Sie zu diesem Beitrag.

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