Die beim Tag des Peacekeeping geehrten Bundeswehrangehörigen Oberleutnant zur See Katrin Lange, Oberstleutnant Michael Diers (M.) und Stabsbootsmann Maik Henningsen (2.v.r.) im Gespräch mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (l.) und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Henning Otte. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Die beim Tag des Peacekeeping geehrten Bundeswehrangehörigen Oberleutnant zur See Katrin Lange, Oberstleutnant Michael Diers (M.) und Stabsbootsmann Maik Henningsen (2.v.r.) im Gespräch mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (l.) und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Henning Otte. Foto: DBwV/Yann Bombeke

27.06.2024
Von Yann Bombeke

Danke für Euren Dienst: Peacekeeper in Berlin geehrt

Neun Menschen, mit und ohne Uniform, wurden in Berlin für ihren Einsatz für Freiheit und Frieden rund um den Globus geehrt – es ist der Tag des Peacekeeping, an dem das Engagement in internationalen Friedensmissionen gewürdigt wird.

Berlin. Die großen Auslandseinsätze der Bundeswehr in Afghanistan und Mali sind beendet – dieser Umstand und die Kriege im Osten Europas und in Nahost haben dazu geführt, dass das weltweite Engagement Deutschlands für Frieden und Freiheit etwas aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten ist. Dabei setzen sich nach wie vor viele Menschen – seien es Militärs, Polizisten oder Zivilisten – für eine bessere Zukunft vieler Regionen dieser Welt ein und setzen dabei auch ihre Gesundheit und ihr Leben in mitunter gefährlichen Missionen ein.
 
In diesen Peacekeeping-Einsätzen sind zurzeit 876 Deutsche weltweit über das Auswärtige Amt, das Innenministerium oder das Verteidigungsministerium aktiv – knapp 20 Prozent von ihnen sind Frauen.

Den Großteil stellt dabei das Militär: 639 Soldatinnen und Soldaten sind in den Friedensmissionen unter dem Dach der Vereinten Nationen oder der Europäischen Union aktiv. Hinzu kommen 170 Zivilistinnen und Zivilisten sowie 67 Angehörige der Polizei. Seit nunmehr elf Jahren werden stellvertretend einige dieser Menschen beim Tag des Peacekeeping geehrt – nun war es in Berlin wieder so weit.

Den Zuständigkeiten entsprechend laden traditionell die drei verantwortlichen Ministerien zu der Ehrung ein und die Ressortspitzen nehmen die Auszeichnungen vor. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bat dazu drei Angehörige der Bundeswehr auf die Bühne, um ihnen die Preise zu überreichen: Oberleutnant zur See Katrin Lange, Oberstleutnant Michael Diers und Stabsbootsmann Maik Henningsen.

Fast 1500 Einsatztage

Oberleutnant zur See Lange war bei der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) im Einsatz, wo sie mit der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Trainerausbildung im Bereich Schadensabwehr betraut war. Ihr Einsatz ging über das normale Maß hinaus: Die Marineoffizierin lernte auf eigene Initiative Arabisch, um direkt mit den ihr anvertrauten libanesischen Auszubildenden kommunizieren zu können. „Es macht unfassbar viel Spaß“, sagte sie im Anschluss an die Ehrung über ihren Einsatz. Einziger Wermutstropfen: Mit einer üblichen Einsatzzeit von vier bis sechs Monaten habe man gerade Zeit, Fuß zu fassen, die Menschen vor Ort kennenzulernen, zu arbeiten – und schon stehe die Heimreise wieder an.

Auf stolze fünf Einsätze und rund 1500 Einsatztage kann Oberstleutnant Diers zurückblicken. Im Südsudan war er zwei Jahre als Military Staff Officer bei UNMISS im Einsatz. Zu seinen Aufgaben zählten die Beratung des Force Commanders in allen Angelegenheiten des Militärischen Nachrichtenwesens (MilNW), die Planung, Koordinierung und Führung des gesamten MilNW-Personals sowie die Analyse und Bewertung der nachrichtlichen Erkenntnisse. Eine verantwortungsvolle Aufgabe: „Im Einsatz kann man sich keine Fehler erlauben“, sagte Diers, „man nimmt die Fragen abends mit ins Bett: Habe ich den Force Commander richtig beraten?“ Dennoch sei der Job „eine wahnsinnig tolle Aufgabe“.

Täglich unter Beschuss im Südlibanon

Einsatzerfahren ist auch Stabsbootsmann Henningsen, der zuletzt Teil des UNIFIL-Kontingents im Libanon war. Im UN-Hauptquartier Naqoura im Süden des Libanon, unweit der israelischen Grenze, war Henningsen für nationale und internationale Büroadministration der Kontingentführung verantwortlich. Dieser jüngste Einsatz war mit besonderen Erschwernissen und Risiken verbunden: Seit dem blutigen Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober und den israelischen Reaktionen auf Hisbollah-Angriffe aus dem Libanon war der UN-Stützpunkt nahezu täglich dem Beschuss der Konfliktparteien ausgesetzt. „Das hat den Tagesablauf komplett auf den Kopf gestellt“, sagte Henningsen.

Pistorius würdigte den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten, aber auch der zivilen Peacekeeper: „Menschen, die sich für andere einsetzen, verdienen unseren Respekt, besonders diejenigen, die es unter Einsatz ihres eigenen Lebens tun.“ Peacekeeper würden die lokale Bevölkerung beschützen, ihnen dabei neben der Sicherheit auch Zuversicht geben.

Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) überreichte die Peacekeeping-Auszeichnung an die drei zivilen Friedenskräfte Michelle Dörlemann, die bei UNSOM in Somalia im Einsatz war, an Dr. Ousman Nijkam, der seit 2022 am Sondergerichtshof in der Zentralafrikanischen Republik aktiv ist, und an Dr. Ntagahoraho Burihabwa, der seit zwei Jahren als persönlicher Referent den stellvertretenden Missionsleiter von UNIFIL im Libanon berät und unterstützt. In seiner aktuellen Funktion kommt Burihabwa seine frühere Karriere zugute: Zwölf Jahre war er bei der Bundeswehr, die er 2012 im Rang eines Hauptmanns verließ. Er ist zudem Gründer des Vereins „Deutscher Soldat e.V.“, der sich aus der Perspektive der Streitkräfte in die deutsche Integrationsdebatte einbringt.

Schließlich ehrte Innenministerin Nancy Faeser drei Polizeikräfte: Polizeioberkommissarin Lysanne Köhnke war bei der europäischen Mission EUMA in Armenien tätig, Kriminalhauptkommissarin Dörthe Papakonstantinou bei UNMIK im Kosovo und Polizeihauptmeister André Stock bei EUCAP in Somalia.

„Danke für euren Dienst“, sagte Oberstabsfeldwebel Stefan Sprengers, der für den Deutschen BundeswehrVerband vor Ort war. Der Vorsitzende Sanitätsdienst zeigte sich sehr angetan von der ebenso würdigen wie unterhaltsamen Ehrung: „Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und den Krieg im Nahen Osten geraten die kleineren Missionen und Einsätze zur Friedenssicherung in aller Welt leider nur allzu schnell aus dem Blick der Öffentlichkeit. Umso wichtiger ist es, die Frauen und Männer mit oder ohne Uniform zu würdigen, die sich weltweit in zum Teil sehr gefährlichen Regionen für Frieden und Freiheit einsetzen.“

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