Der Krieg, der die Welt in den Abgrund stürzte
Am 1. September 1939, vor 85 Jahren, begann mit dem Beschuss durch das Kampfschiff „Schleswig-Holstein“ auf die Danziger Westerplatte der Zweite Weltkrieg. Auf den Schauplätzen in Europa, in Afrika und im Pazifik starben 80 Millionen Menschen, wurden sechs Millionen Juden ermordet und die ersten und bisher letzten Atombomben eingesetzt.
Als das deutsche Einheitslinienschiff „Schleswig-Holstein“, ein Kampfschiff aus dem Ersten Weltkrieg, am frühen Morgen des 1. September 1939 um 4.47 Uhr das Feuer auf ein polnisches Munitionslager auf der, einer Halbinsel am Hafenrand von Danzig, eröffnete, begann damit der Zweite Weltkrieg. Dieses Mal war es das Deutsche Reich, das Dritte, das die Welt unzweifelhaft in Brand steckte, das einen Krieg entfesselte, in dem bis zu seinem Ende am 2. September 1945 bis zu 80 Millionen Menschen starben.
Der erste Einsatz von Atomwaffen
In seinem Verlauf ist der erste fabrikmäßige Massenmord an einer Volksgruppe, den europäischen Juden, von Deutschland, verübt worden, der sechs Millionen Opfer forderte. In dieser Zeit wurde zum ersten und bis heute letzten Mal in der Weltgeschichte ein Land mit Atombomben angegriffen: In den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki verglühten im August 1945 100.000 Menschen.
Der Krieg, den Deutschland mit dem Überfall auf Polen und zuerst Danzig, damals „Freie Stadt” unter dem Mandat des Völkerbundes, begonnen hatte, erreichte schnell gewaltige Dimensionen. Waren die Beziehungen zwischen Polen und dem Nazi-Reich vorher noch gespannt – es ging um den Korridor zwischen dem Reich und Ostpreußen und die prekäre Lage der deutschen Minderheit in Westpreußen, Posen und Oberschlesien – so eskalierte mit dem deutschen Überfall der Konflikt zwischen den Nachbarstaaten. Monatelang hatten sich Medien und Politiker beider Seiten zuvor einen Schlagabtausch geliefert, man schenkte sich nichts.
Eine von Hitlers vielen Lügen
Dann fingierte das Deutsche Reich einen Überfall auf den oberschlesischen Sender Gleiwitz, um einen Kriegsgrund zu konstruieren: „Polen hat nun heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten“, rief der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler vor den verbliebenen Abgeordneten des Reichstags an jenem 1. September 1939 aus. Er hatte sich damit um eine gute Stunde vertan, und das war eine weitere Lüge von vielen, die er in die Propagandaschlacht dieses Zweiten Weltkrieges warf.
Bereits ein Jahr zuvor war Hitler fest entschlossen, einen großen Krieg zu entfesseln. Die Tschechoslowakei sollte das erste Opfer sein. Die Gebiete Böhmens und Mährens mit deutschsprachiger Mehrheit wollte der Diktator „heimholen ins Reich“. Sie waren in Folge des Ersten Weltkrieges vom untergegangenen Reich der Habsburger abgetrennt worden. Mit 3,2 Millionen Einwohnern war die Region modern industrialisiert. Der Verlust der Gebiete war ein Grund, warum Österreich nach dem Ersten Weltkrieg ans Deutsche Reich angeschlossen werden wollte. Die alliierten Siegermächte verboten dies.
1938 war der Krieg noch verhindert worden
Das Münchner Abkommen vom 30. September 1938 verhinderte den Krieg fürs Erste. Aber die Pläne, „Lebensraum im Osten“ schaffen zu wollen, verfolgte das NS-Regime weiter. Also musste der Konflikt mit Polen als Kriegsgrund herhalten, obschon Hitler nach dem Abkommen mit Großbritannien und Frankreich 1938 erklärt hatte, das Reich würde keine weiteren territorialen Forderungen mehr stellen. Eine Lüge mehr.
Am 3. September 1939 erklärten Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg, zu Hilfe kamen sie Polen aber nicht. Dort hatte man auf die Unterstützung der Alliierten unbedingt vertraut. Polens Armee war zwar groß, verfügte aber kaum über Panzer und keine nennenswerte Luftwaffe. Frankreich im Westen zog sich auf den Sitzkrieg zurück, die Briten halfen nicht entscheidend, also war Polen nach vier Wochen verloren: Am 6. Oktober 1939 endete dieser Krieg mit der Kapitulation der letzten polnischen Truppen.
Hitler und Stalin schließen einen Pakt
Das alles war nur möglich, weil sich Nazi-Deutschland und die bolschewistische Sowjetunion eine Woche vor dem Überfall der Wehrmacht auf einen Nichtangriffspakt verständigt hatten. In einem geheimen Zusatzprotokoll waren Stalin und Hitler übereingekommen, Polen untereinander aufzuteilen und die baltischen Staaten der Sowjetunion zuzuschlagen. Die Rote Armee rückte kurz nach den deutschen Truppen, die von Westen angegriffen hatten, in Ostpolen ein.
Am 22. Juni 1941 wurde der Pakt zwischen den Diktatoren Hitler und Stalin obsolet. Die Wehrmacht, die vorher fast ganz Frankreich, Norwegen, Griechenland und Jugoslawien besetzt hatte, marschierte mit verbündeten ungarischen, italienischen und rumänischen Truppen über den Bug in die UdSSR ein und führte einen rücksichtslosen Rassen- und Vernichtungskrieg, der mit der totalen Kapitulation des Deutschen Reichs am 8. Mai 1945 in Reims und Berlin endete.