18.10.2016
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Lindau: Einsatz in Mali – Hitze, Krankheiten und Anschläge

Oberstleutnant Peter Stangl berichtete den Mitgliedern und Gästen der sKERH Lindau auf einer Informationsveranstaltung in Weißensberg von seinen Erfahrungen während seines zweiten Einsatzes in dem afrikanischen Land.

Neben dem alltäglichen Leben eines Soldaten während des Einsatzes werde Stangl auch Dinge schildern, die „man so nicht in den Zeitungen liest“, versprach der Vorsitzende der sKERH, Stabsfeldwebel d.R. Joachim Wiese, in einem Statement.

Mit dem Militärputsch von 2012 habe sich Mali von einer Musterdemokratie in Westafrika zu einem zerrissenen Land verändert. Einst Schlüsselland für die Stabilisierung der ganzen Region hat die gegenwärtige Lage nicht nur Auswirkungen auf die Nachbarstaaten, sondern auch auf Europa. Wiese betonte: „Die Einsätze haben den Sinn, Länder politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Wenn das nicht gelingt, kommen noch mehr Flüchtlingsströme nach Europa.“ Stangl bestätigte diese Einschätzung und bekräftigte, dass ohne das Engagement der internationalen Gemeinschaft „Mali schon längst gespalten“ wäre in einen islamisch-geprägten Tuareg-Staat Azawad im Norden und ein auf den Süden beschränktes Mali.

Ausbildungsmission, kein Kampfeinsatz

Der Auftrag der Soldaten in Mali beinhaltet die Ausbildung malischer Streitkräfte und ist kein Kampfeinsatz. Die Bedingungen vor Ort fordern die deutschen Soldaten jedoch in ähnlicher Weise, so Stangl.

Deutsche Soldaten sind zur Unterstützung der European Training Mission in Mali (EUTM Mali) nahe der Hauptstadt Bamako stationiert. Stangl hat sich freiwillig und zum zweiten Mal zu einem zweimonatigen Auslandseinsatz gemeldet, weil er als französisch und englisch sprechender Personalstabsoffizier sehr gefragt ist.

Stangl genoss wie die 130 Mann starke internationale Truppe des Headquarters Bamako ein vergleichsweise „angenehmes Leben auf low level Niveau“ mit Unterkunft in einem ehemaligen Hotel mit Klimaanlage, Pool und Tischkicker. Allerdings seien die Soldaten auch hier weder vor Krankheiten und Hitze noch vor Anschlägen gefeit. Stangl selbst hatte im März durch Glück einen Anschlag von drei Al-Qaida-nahen Attentätern auf das Hotel überstanden. Der 53-jährige Vater zweier Kinder verhehlte die emotionale Belastung in einer solchen Bedrohung nicht.

Ernüchterung und Erfolge

Ernüchtert stellte Oberstleutnant Stangl bei seinem zweiten Einsatz fest, dass die von Mali gewünschte Reform ihrer Streitkräfte nicht die erwarteten Fortschritte macht. So seien 700.000 EURO von Kanada zur Einführung eines Personalwirtschaftssystems in den Streitkräften mit der Einsetzung eines neuen malischen Armeechefs im März „in den Sand gesetzt“ worden: „Der wollte alles komplett anders machen.“, so Stangl. Aber auch während seines ersten Einsatzes 2013/14 begonnene soziale Projekte seien „gestorben“.

Einen Erfolg nennt Stangl jedoch den Ausbildungsauftrag für die malische Armee. Acht Gefechtsverbände mit jeweils über 400 malischen Soldaten seien seit Beginn der Ausbildungsmission vor drei Jahren ausgebildet worden. Mit diesen Kräften ist es gelungen, Rebellengruppen und Islamisten im umkämpften Norden entgegenzutreten und eine Spaltung Malis zu verhindern. Trotz selbst erfahrener Rückschläge zeigte sich Stangl optimistisch: „Wir sind auf einem guten Weg. Auch wenn er sehr lange dauern wird.“